Psychische Gesundheit / Prävention 3/2023

Zu Hause pflegen und gesund bleiben

Eine junge Frau pflegt eine ältere Frau indem sie Medizin portioniert.

Etwa fünf von sechs Pflegebedürftigen wurden im Dezember 2021 zu Hause versorgt – 2,55 Millionen überwiegend durch Angehörige. Wolfgang Bellwinkel / DGUV

Der 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflege. Er ehrt alle, die sich um Pflegebedürftige kümmern. Sie tragen nicht immer einen Kittel und arbeiten in Krankenhäusern oder Heimen. Vielmehr wird der Großteil der Pflegebedürftigen von Angehörigen versorgt – zu Hause, unentgeltlich, oft rund um die Uhr. Damit ihre Gesundheit nicht leidet, müssen sie die Pflege gut organisieren, viel Neues lernen und Hilfe annehmen. Diese kommt auch von der gesetzlichen Unfallversicherung.

Fünf Millionen pflegebedürftige Menschen beziffert das statistische Bundesamt für 2021. Von Ihnen werden fünf von sechs zu Hause versorgt – das sind 4,17 Millionen Menschen. Die Zahl der Angehörigen, die sie betreuen, ist dementsprechend hoch – genaue Zahlen gibt es nicht. Sie sind Kinder, Partnerinnen und Partner, Nachbarn und Freunde. Ihr Alltag verändert sich drastisch, sie stehen vor neuen Herausforderungen und sie stellen eigene Bedürfnisse zurück.

ZITAT

Der Pflegealltag zehrt an den Kräften und Nerven aller Beteiligten.

Dr. Edly Höller

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"Die Mehrfachbelastung aus Beruf und Pflege eines Angehörigen kann dazu führen, dass sich die Betreuenden ausgebrannt fühlen", sagt Dr. Edlyn Höller, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. "Je länger und intensiver gepflegt wird, umso stärker ist die Beanspruchung. Der Pflegealltag zehrt an den Kräften und Nerven aller Beteiligten." Pflege ist körperliche Schwerstarbeit. Der Rücken, die Haut und die Immunabwehr sind stark beansprucht. Aber auch die psychische Belastung ist groß. Deswegen sollten Pflegende auf ihre Gesundheit achten, Auszeiten einplanen und Hilfe annehmen. So gelingt es, aus dem Pflegealltag viele freudvolle Momente zu ziehen, während die Pflegebedürftigen in ihrer gewohnten Umgebung länger fit bleiben.

Pflegebedürftige nach Versorgungsart 2021. Die Grafik zeigt außerdem ein Kreisdiagramm, das besagt, dass 63 % der Pflegebedürftigen zu Hause überwiegend von Angehörigen versorgt werden, 21 % zu Hause durch ambulante Pflege bzw. Betreuungsdienste versorgt werden und 16 % werden vollstationär in Heimen versorgt. Insgesamt gibt es 5 Millionen Pflegebedürftige.
Etwa fünf von sechs Pflegebedürftigen wurden im Dezember 2021 zu Hause versorgt – 2,55 Millionen überwiegend durch Angehörige. © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2023 Grafik-Elemente: shutterstock.com

Häusliche Pflege ist gesetzlich unfallversichert

Wer im häuslichen Umfeld Pflegebedürftige ab Pflegegrad zwei oder höher nicht erwerbsmäßig und für wenigstens zehn Stunden an mindestens zwei Tagen wöchentlich betreut, steht unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Das gilt für Unfälle während der Pflege und zugehörige Wege – automatisch und beitragsfrei.

Nach einem Unfall werden alle geeigneten Mittel eingesetzt, alle negativen Unfallfolgen abzuwenden. Ergänzend haben die zuständigen Unfallkassen verschiedene Angebote, um Unfälle, Erkrankungen und durch die Pflege bedingte Gesundheitsgefahren zu vermeiden: in Form von Beratung, Fach-Magazinen und umfangreichen Webportalen wie "Sicheres Pflegen zu Hause" der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen. Doch wie erfahren die Angehörigen davon?

Hilfe, die ankommt

Werden Menschen durch einen Arbeits- oder Wegeunfall zu Pflegebedürftigen, nehmen die Unfallversicherungsträger über ihre Reha-Managerinnen und -manager bereits in der Klinik Kontakt zu den Angehörigen auf. Sie beraten diese und binden sie frühzeitig in den Pflegealltag ein. Die Angehörigen der Pflegebedürftigen ohne arbeitsbedingten Bezug sind schwieriger zu erreichen.

Deswegen setzt beispielsweise die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen auch auf Schulungen von Multiplikatoren und Multiplikatorinnen wie Pflegeberaterinnen und -berater. Denn sie sind es, die Kontakt zu den pflegenden Angehörigen haben und auf Themen und Hilfsangebote hinweisen können. Und davon gibt es genug: Pflegeplanung, Netzwerken, Notfallkontakte, barrierefreie Gestaltung der Wohnung, Umgang mit Demenz oder Aggressionen und ganz wichtig: Selbstfürsorge. "Wer andere pflegt, muss auch an sich selbst denken", erklärt Höller. "Die Unfallkassen haben dafür viele Anregungen und Handlungshilfen parat."

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