Marjerrison N, Grimsrud TK, Hansen J, Martinsen JI, Nordby KC, Olsen R, Veierød MB, Kjærheim K. Occupational exposures of firefighting and urinary tract cancer risk among men in the Norwegian fire departments cohort. Occup Environ Med 2023; 80: 659-666 DOI: 10.1136/oemed-2023-109003
Im Jahr 2022 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die berufliche Exposition von Feuerwehreinsatzkräften als krebserregend für den Menschen (Gruppe 1) ein. Sie kam zu dem Schluss, dass es ausreichende Evidenz für die Entstehung von Mesotheliomen und Blasenkrebs gibt. Zu dieser Einstufung trug eine Studie bei, in der durch den Vergleich der Krebsinzidenzraten bei Männern einer norwegischen Feuerwehrkohorte mit der Allgemeinbevölkerung, ein erhöhtes Risiko für Harnwegskrebs gezeigt wurde. In der hier vorgestellten Studie von Marjerrison et al. zeigten langjährig beschäftigte Feuerwehreinsatzkräfte ein höheres Risiko für einen Krebs der Harnwege. Harnwegskrebs schließt neben dem Blasenkrebs auch Krebserkrankungen des Nierenbeckens und des Harnleiters ein.
Bislang ist nur wenig über die spezifischen Expositionen bei der Brandbekämpfung bekannt. Marjerrison et al. suchten daher in ihrer Arbeit nach Risiko-Indikatoren, um spezifische Assoziationen zu Brandbekämpfungsexpositionen zu entwickeln und Zusammenhänge mit Harnwegskrebs zu untersuchen. Als Einflussfaktoren wurden die Tätigkeit bei einer Feuerwehr, die Exposition gegenüber Feuer und Rauch bei der Brandbekämpfung sowie Dieselmotoremissionen bei 4.250 Männern in der norwegischen Feuerwehrkohorte berücksichtigt. Die Harnwegskrebs- Fälle wurden dem norwegischen Krebsregister aus den Jahren von 1960 bis 2021 entnommen. In der Studie wurden Expositionsindikatoren für verschiedene Aspekte der Feuerwehrarbeit entwickelt. Hierfür wurden detaillierte Informationen über die Arbeitsgeschichte, Brandstatistiken und Arbeitsbedingungen bei norwegischen Feuerwehren verwendet. Mithilfe der Indikatoren können mögliche Zusammenhänge zwischen spezifischen Expositionen bei der Brandbekämpfung und dem Krankheitsrisiko untersucht werden.
Bei der vorliegenden Bewertung des Harnwegskrebs-Risikos innerhalb der Kohorte wurden keine Assoziationen zwischen Dosis von Brandrauch oder Dieselmotoremissionen und der Entstehung von Krebs der Harnwege beobachtet. Dosis-Wirkungs-Zusammenhänge zwischen den Expositionsindikatoren und Harnwegskrebs wurden nicht beobachtet. Lediglich für die Exposition durch Dieselmotoremissionen konnte ein Anstieg der Erkrankungsraten-Verhältnisse beobachtet werden.
Die bereits getroffenen Maßnahmen, damit Feuerwehrleute infolge ihrer beruflichen Exposition nicht an Krebs erkranken, sollten weiterentwickelt werden. Dies gilt sowohl für den Einsatzort als auch auf der Feuerwache. Die für die vorliegende Studie entwickelten Expositionsindikatoren können für künftige epidemiologischen Studien mit mehr Fällen und anderen Krebsarten von Nutzen sein. Sie könnten zu einem besseren Verständnis des Krebsrisikos von Feuerwehreinsatzkräften beitragen.
Dipl.-Chem. Stephan Koslitz
Dr. Dirk Taeger