Vom Prüfgrundsatz zur Normung:

Schutz vor Keilerangriffen für Förster und Jäger

16.05.2024

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Durch die scharfen Hauer auf Oberschenkelhöhe kam es sogar zu tödlichen Begegnungen. Bild: Natureimmortal / stockadobe.com

Immer wieder kam es bei der Waldarbeit zu schwerwiegenden oder tödlichen Verletzungen durch die Hauer männlicher Wildschweine. DGUV Test entwickelte daher gemeinsam mit dem Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) Prüfgrundsätze für speziell angepasste Schutzkleidung. Inzwischen sind die Anforderungen in die Normung eingeflossen.

Insbesondere im Bereich der Oberschenkel, wo sich große Blutgefäße befinden, kam es regelmäßig zu gefährlichen Fleischwunden durch die Hauer der Keiler. Es gab lange Zeit kein spezielles Produkt, das Förster und Jäger vor solchen Angriffen schützen konnte. Im Jahr 2015 begannen die DGUV Test Prüf- und Zertifizierungsstelle Nahrungsmittel und Verpackung, sich genauer mit dem Problem zu beschäftigen. Als Partner bot sich die Prüfstelle des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF)an.

Ist Keilerschutz eine relevante Problematik?

Im Rahmen einer Bachelorarbeit konnte eine Unfallstatistik erstellt werden. Die zentrale Frage lautete: Ist Keilerschutz tatsächlich eine relevante Problematik? Eine klassische Umfrage unter verschiedenen Verbänden ergab 65 Unfälle im untersuchten Zeitraum (2010-2015).

Diese betrafen fast alle, bis auf wenige Abwehrverletzungen die Beine, verursacht durch die Hauer der männlichen Tiere. Aus dem Ergebnis wurde klar, dass Schutzkleidung in Form einer Hose benötigt wurde, die stichfest genug ist, um den Hauern der Keiler standzuhalten und gleichzeitig möglichst elastisch bleibt, um die Bewegungsfreiheit der Träger zu erhalten.

Hämatome, aber keine Fleischwunden

Um verschiedene Materialien und Materialkombinationen zu testen, wurden ein Keilerzahnimitat aus Edelstahl als Prüfkörper entwickelt. Die Ergebnisse, die die Tests lieferten, flossen in die Prüfgrundsätze ein. Diese legen zum Beispiel fest, wo die Schutzfläche genau liegen sollte und welchen Widerstand die Schutzmaterialien bieten müssen. Erfüllt die Schutzkleidung die Anforderung des Prüfgrundsatzes, erleidet der Träger an den geschützten Stellen durch die Hauer zwar Hämatome, aber keine Fleischwunden. Die Prüfung und Zertifizierung nach den neuen Prüfgrundsätzen begann ab 2017.

Prüfgrundsätze als Standard

Um den Schutz der Förster und Jäger weiter voranzubringen, war es den Prüfstellen von KWF und DGUV Test ein Anliegen, die Prüfgrundsätze in der Normung zu etablieren und die Anforderungen an Hosen für Keilerschutz somit als Standard festzuhalten. Mit der gerade veröffentlichten Entwurffassung der Norm DIN 19432 ist dies nun gelungen.