Bundesfinale "Jugend forscht" in Essen

Junge Forscher entdecken neue (Arbeits)welten

ressefoto (c) "Jugend forscht"
2. Bundessieger Arbeitswelt
Preis der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Lutz Broszio (19), Hadamar-Oberweyer
Chemie für Blinde - ein automatischer Farb-Ton-Wandler

Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt…. – meinte Aristoteles vor mehr als 2400 Jahren.

Wer sich heute vom Gegenteil überzeugen will, muss zum Bundeswettbewerb Jugend forscht kommen. Beim Bundesfinale in Essen präsentierten sich 179 Jungforscher mit 107 herausragenden Projekten, zwölf davon im Fachgebiet Arbeitswelt. Alle davon beseelt, neue Welten zu entdecken, althergebrachte Anschauungen auf den Prüfstand zu stellen und Zukunft zu gestalten. Die Teilnahme an diesem Fest der Neugier ist für gesellschaftliche Schwarzseher die beste Therapie. Dies zeigen auch die Preisträger aus dem Fachgebiet Arbeitswelt.
Den Preis für die originellste Arbeit (JPG, 1,5 MB) , gestiftet von der Bundeskanzlerin, sowie den Preis des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall erhielten Marc Imbery (20), Fabian Anhorn (21) und Fabian Rupp (21), Auszubildende der SICK AG in Waldkirch. Die drei entwickelten eine hochkomplexe automatisierte Wicklungsmaschine für Feuerwehrrettungsleinen, die nach jedem Gebrauch geprüft und so gewickelt werden müssen, dass sie im Ernstfall schnell abrollen und sicher tragen. Bislang geschieht das von Hand. Der ROPEoter Advanced sorgt neben einer erheblichen Zeitersparnis für hohe Genauigkeit beim Wickelvorgang und für eine zuverlässige Erkennung von Schwachstellen.

Die Bundespreise im Fachgebiet Arbeitswelt wurden von der Bundesministerin für Arbeit und Soziales gestiftet, Verbände und Stiftungen vergaben weitere Preise. Erste Bundessieger und Preisträger der Deutschen Gesellschaft für zerstörungsfreie Prüfung e.V (JPG, 877 kB) . wurden Tobias Kühfuß (19) und Christopher Dörrer (18) von der Robert Bosch GmbH in Stuttgart. Die Preisträger stellten eine serienreife Vorrichtung und ein Verfahren zum automatischen Bestimmen von Außengewinden aus allen Normsystemen der Welt vor. Kein Abtasten mit Gewindelehren, kein Schieblehreneinsatz, kein Blättern in langen Tabellenwerken mehr: Die Schraube wird in das Gerät eingelegt, der Messvorgang gestartet und nach wenigen Sekunden wird das Ergebnis inklusive des Online-Lieferanten und der Bestellnorm auf dem PC angezeigt.

Zweiter Bundessieger und Preisträger der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (JPG, 776 kB) für die beste Arbeit zu Prävention und Rehabilitation wurde Lutz Broszio (19), Absolvent der Fürst-Johann-Ludwig-Schule in Hadamar. Lutz Broszio löst mit seiner Entwicklung das Problem, dass Blinde im Chemieunterricht Farbveränderungen bei Reaktionen nicht wahrnehmen können. Mit einer Webcam wird bei seiner Erfindung der Farbumschlag registriert und daraus ein Ton berechnet: tiefe Töne für Rot, hohe Töne für Blau und Violett. Sehbehinderte Schüler an der Blindenstudienanstalt Marburg testeten das Verfahren und optimierten es gemeinsam mit dem jungen Forscher. Diese Erfindung wird zukünftig im Chemieunterricht in Marburg eingesetzt. Die blinden Probanden sind begeistert.

Der dritte Bundessieger sowie der Preis der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft e.V. ging an Stefanie Henkel (18) vom Gymnasium Ritterhude. Sie untersuchte mit einem sehr überzeugenden Ansatz die Fehlerquote beim Arbeiten im Multitasking. Mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen wird uns allen abverlangt. Multitasking spart Zeit, erhöht aber - wie Stefanie Henkel zeigen konnte - die Fehlerhaftigkeit der Arbeitsergebnisse. In ihrem Test sollten die Schüler Mathematikaufgaben lösen und sich parallel dazu möglichst viele Informationen eines Hörbuchs merken, Symbole beschriften, während sie von einem Reaktionstest gestört wurden, sowie Texte lesen, während im Hintergrund ein Werbefilm lief. Ihr Fazit: Wer extrem fehlerfreie Leistungen erbringen will, sollte immer nur eine Tätigkeit ausführen.

Preisstifter, Unternehmen, engagierte Schulen und dort die Betreuungslehrer machen das jährliche Fest der jungen Forscher möglich.

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