Für das Finale des 47. Bundeswettbewerbs der Stiftung "Jugend forscht" qualifizierten sich 187 Jugendliche mit 103 herausragenden Projekten in sieben Fachgebieten: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik.
Erste Bundessieger im Fachgebiet Arbeitswelt wurden die Auszubildenden der Felss GmbH aus Königsbach-Stein: Urs Fabian Machtolf (18 Jahre) aus Ispringen, Stefanie Braun (18 Jahre) aus Neulingen-Göbrichen und Artur Bühler (20 Jahre) aus Ispringen. Sie konstruierten ein Gerät, das die Reittherapie beispielsweise von Kindern mit Behinderung unterstützen soll. Bei dieser Therapieform werden durch gezieltes Training Muskeln und Gleichgewichtssinn gestärkt. Allerdings ist die Arbeit mit Pferden im Freien nur bei gutem Wetter und mit großem Personal- und Zeitaufwand möglich. Ziel der drei Auszubildenden war es daher, ein Therapiegerät zu entwickeln, das jederzeit und ohne geschulte Helfer nutzbar ist. Dazu analysierten sie die Bewegungsabläufe von Pferden und bauten mit den so gewonnenen Erkenntnissen einen speziellen Simulator, der die Bewegungen eines Pferderückens realistisch nachempfindet. Neben dem von der Bundesministerin für Arbeit und Soziales mit 1500 Euro dotierten Preis erhielten Herr Machtolf, Frau Braun und Herr Bühler den vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall mit 1000 Euro dotierten Preis für Auszubildende.
Zweite Bundessieger im Fachgebiet Arbeitswelt wurden Miriam Löcke (14 Jahre) aus Paderborn, David Löcke, (16) aus Paderborn und Lars Wortmeier (14 Jahre) aus Bünde. Die drei Gymnasiasten haben sich mit dem Projekt "DressCoder" beworben. Für Sehbehinderte ist es oft unmöglich, ohne Hilfe anderer Personen Kleidungsstücke auszuwählen, die farblich gut harmonieren. Miriam und David Löcke sowie Lars Wortmeier haben hier Abhilfe geschaffen und das System DressCoder für mobile Endgeräte wie Smartphones entwickelt. Dabei werden Kleidungsstücke mit einem aufgebügelten RFID-Code (Radio Frequency Identification) versehen, wodurch sie identifiziert werden können. Die drei Jungforscher programmierten eine spezielle Software, die Sehbehinderte per Sprachausgabe über Farbe und Typ der Kleidung sowie über die Kombinierbarkeit der einzelnen Kleidungsstücke informiert. Blinde Testpersonen bescheinigten den Jungforschern die Anwendbarkeit und Nützlichkeit ihrer Entwicklung. Das Projekt wurde mit einem von der Bundesministerin für Arbeit und Soziales mit 1000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet.
Der dritte Preis ging an die Studenten der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, Gregor Sauer (19 Jahre) aus Hoyerswerda und Philipp Jagusch (21 Jahre) aus Jena sowie Malte Brammerloh (20 Jahre) aus Göttingen von der Georg-August-Universität in Göttingen. Sie haben eine technische Kommunikationsunterstützung für taubblinde Menschen entworfen. Taubblinde Menschen können lediglich über den Tastsinn Sachinformationen empfangen und sind daher auf Hilfe angewiesen. Insbesondere die Kommunikation mit Menschen, die die Sprache der Taubblinden, das Lormen, nicht beherrschen, ist nahezu ausgeschlossen. Gregor Sauer, Malte Brammerloh und Philipp Jagusch setzten sich daher zum Ziel, die Kommunikation für Taubblinde zu erleichtern. Der von den Jungforschern entwickelte Vibrations-Handschuh erlaubt Taubblinden, jeden ihrer Mitmenschen zu verstehen und eröffnet durch Verbindung mit dem Computer oder einem Smartphone neue Kommunikationswege. Dabei erfasst der Nutzer Wörter, indem die einzelnen Buchstaben mittels Vibration auf speziellen Punkten der Handfläche und Finger übertragen werden. Neben dem dritten Preis, der von der Bundesministerin für Arbeit und Soziales mit 500 Euro dotiert wurde, erhielt das Projekt einen vom VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. mit 1000 dotierten Preis für mikroelektronische Anwendungen.
Neben dem vierten Preis, der mit 375 Euro dotiert wurde, bekamen die Auszubildenden Felix Löfflad (19 Jahre) aus Neumarkt und Martina Ochsenkühn (17 Jahre) aus Neumarkt den vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall mit 500 Euro dotierten Preis für Auszubildende. Bauteile aus Beton erhalten durch eingelegte Stahlseile ihre Stabilität. Für das Spannen der Litzen mussten Felix Löfflad und Martina Ochsenkühn bislang schwere Spannpressen bewegen. Die beiden Auszubildenden bauten daher ein kleines handliches Gerät, mit dem sich das Vorspannen der Seile weitaus leichter erledigen lässt. Die Litzen werden dabei in konische Keile eingelegt und über eine Gewindestange und ein selbst gefertigtes Getriebe innerhalb weniger Sekunden gestrafft. Zum Antrieb der Spannvorrichtung genügt ein Akkuschrauber oder eine Bohrmaschine. Das nur fünf Kilo schwere Gerät wird vom Stahlseil über einen Bolzen abgezogen.
Der fünfte Preis (250 Euro) sowie der Preis für Prävention und Rehabilitation in Höhe von 1000 Euro, gestiftet von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, gingen nach Sachsen an Constanze Weber (19 Jahre), Schülerin des Gymnasiums Franziskaneum in Meißen. In ihrer Arbeit ermittelte Constanze Weber die Ausmaße von Händen und Armen sowie die Kraftdaten der Finger von Kindern und Jugendlichen der 5. bis 12. Klasse ihres Gymnasiums. Insgesamt erfasste sie rund 20 000 Messwerte. Auf diese Weise beseitigte sie ein Defizit, denn die vorhandenen Daten zu diesem Thema sind schon über 20 Jahre alt. Die Messungen der Jungforscherin ermöglichen Aussagen über Wachstumsprozesse und sind auch bei der Handrehabilitation nach einer Verletzung nützlich. Besonders interessant ist jedoch ein weiterer Aspekt: Mit den Daten lassen sich optimale Griffdurchmesser von Arbeits- und Sportgeräten, Werkzeugen und Tragesystemen für verschiedene Altersgruppen ermitteln. Die dazu nötige Vorrichtung hat die Jungforscherin bereits als Gebrauchsmuster angemeldet.
Auf das Fachgebiet „Arbeitswelt“ entfielen noch vier Sonderpreise:
Eine Einladung zum Besuch im Joint Research Centre, Ispra, Italien, bekamen Marcel Wendt (19 Jahre) aus Elsterwerda, Stefan Pietsch (19 Jahre) aus Lauta und Stephan Strobel (19 Jahre) aus Brockwitz. Sie haben ein Actionspiel entwickelt, das gut geeignet ist, Kinder und Jugendliche vom Computer wegzulocken. Zwei Hometrainer mit Generatoren wurden zur Stromversorgung umgerüstet, um damit jeweils ein Flugzeug anzutreiben, das an einer Stange hängend eine Kreisbahn beschreibt. Das Spielgerät fördert das technische Verständnis der Mitspieler und bietet die Möglichkeit, beim Bau der Flugzeuge eigene Ideen zu verwirklichen. Die Stromerzeugung per Hometrainer bringt die sogenannten Circle Fighter in Bewegung und fördert damit auch die Gesundheit.
Gleich zwei Sonderpreise bekamen Sarah-Maria Hahnfeldt (21 Jahre) aus Marburg und Milan Schade (21 Jahre) aus Lohra für das Projekt „Reduzierte Strahlenbelastung bei Zahnfilmaufnahmen“. Der Preis für eine besondere technische Leistung (500 Euro) wurde von der Heinz und Gisela Friederichs Stiftung verliehen. Das Projekt bekam auch den Preis für zerstörungsfreie Prüfung (500 Euro), gestiftet von der Deutschen Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung e. V. Die beiden Jungforscher entwickelten ein optimiertes und praktikables Blenden-Filmhaltersystem, das die bestrahlte Fläche auf die Fläche der Filmaufnahme beschränkt. Damit lässt sich die Strahlenbelastung für den Patienten um mehr als die Hälfte verringern.
Den Preis für Naturwissenschaften und Technik (500 Euro pro Person) der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung bekamen Robert-Maximilian Butz (16 Jahre) aus Hildesheim und Annika Schinzel (17 Jahre) aus Hildesheim für das Projekt "Einfluss von Musik auf das Unterbewusstsein des Menschen". Sie führten Versuche durch, um zu zeigen, wie Musik die Wahrnehmung einer Filmsequenz beeinflusst. Durch eine selbst geschnittene Videosequenz, die die beiden jungen Forscher mit unterschiedlichen Musikbeispielen unterlegten, konnten sie eine Veränderung der Wirkung der Filmsequenz nachweisen.
Der Preis für Mobilfunk, der vom Informationszentrum Mobilfunk e. V mit 1000 Euro dotiert wurde, ging an zwei Schüler des Mons-Tabor-Gymnasiums in Montabaur: Lukas Ramroth (15 Jahre) aus Siershahn und Niklas Stein (16 Jahre) aus Siershahn für das "Online-Hausaufgabenheft". So ermöglicht es beispielsweise eine digitale Verknüpfung mit dem aktuellen Stundenplan, sodass sich Hausaufgaben oder Termine mit einem Klick für alle Schüler zentral verwalten lassen. Während der Schulzeit kann die Anwendung der Jungforscher über eine App auf Android-Smartphones oder über eine spezielle Website für mobile Endgeräte auf allen anderen Handys genutzt werden.
Die 48. Wettbewerbsrunde ist bereits eröffnet. Der Anmeldeschluss für die neue Runde ist der 30. November 2012. Ab Februar 2013 finden dann bundesweit die Regionalwettbewerbe statt. Wer hier gewinnt, geht in die Landesebene weiter. Die Besten qualifizieren sich dann für das Bundesfinale im Mai. Auf allen drei Wettbewerbsebenen werden Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von rund einer Million Euro vergeben.
Informationen zu allen Preisträgern findet man unter