abgeschlossen 05/2007
Seit vielen Jahren bestehen ungelöste Probleme hinsichtlich der Stauberfassung bei der Steinbearbeitung. Hierzu zählen die unzureichende Erfassungswirkung, insbesondere gegenüber sehr feinen, lungengängigen Stäuben ( Alveolarstaub), zu aufwendige Technik bei der Nassabsaugung (Kabinen mit Wasserwand und Schlammentsorgung) sowie ungeeignete Auslegungskonzepte und dadurch verursachte unzureichende Schutzwirkungen. Betroffen sind in der Regel sehr kleine und mittlere Unternehmen (Kunst- und Natursteinbearbeitung) oder Handwerksbetriebe (z. B. Steinmetzbetriebe). Neue und in anderen Anwendungsbereichen bereits bewährte Erfassungssysteme (Drallhaubentechnik) sollten für diesen Einsatzbereich angepasst werden, um zunächst die Stauberfassung zu verbessern. Die Staubabscheidung im Wasserbett kann durch eine deutlich wirksamere und wartungsfreundlichere Trockenentstaubung ersetzt werden. Hierbei steht neben der Anpassung auf verschiedenste Anwendungsbereiche vor allem die Optimierung hinsichtlich der Beschaffungskosten im Vordergrund. Ferner werden durch die Trockenentstaubung die Betriebskosten deutlich reduziert, bei gleichzeitig erhöhter Stauberfassung und höherer Abscheideleistung (Reinluftrückführung).
Zur Planung und Erstellung einer praxisgerechten Anlage wurden Übersichten über Bearbeitungsverfahren erstellt, Lösungskonzepte unter Berücksichtigung der Kostengesichtspunkte entwickelt, Anpassungen bewährter Erfassungstechniken auf die Aufgabenstellungen vorgenommen, ein Modellarbeitsplatz entwickelt und aufgebaut sowie Standardverfahren zur Wirksamkeitsprüfung entwickelt. Die Berufsgenossenschaften sehen vor dem Hintergrund der neuen Gefahrstoff-Verordnung (GefstoffV) dringenden Handlungsbedarf (ggf. lassen sich Verfahrens- oder stoffspezifische Kriterien entwickeln). Das Untersuchungsprojekt ist in drei Teilschritten durchgeführt worden: Anpassung bisher bewährter Systeme auf die Problemstellungen (Vorstufe), Umsetzung an einem Modellarbeitsplatz und Überprüfung bzw. Modifikationen sowie Beschreibung der Maßnahmen-Konzepte und Umsetzung der Erfahrungen (Praxistests, Veröffentlichungen, Berücksichtigung der Ergebnisse in Regelwerken usw.). In der Vorstufe wurde ein nach Praxisvorgaben errichtetes Modell entwickelt, und gebaut und im Strömungslabor der Fa. Imtech auf Funktionalität überprüft. Es folgte eine unter reproduzierbaren Bedingungen vergleichende Bewertung mit derzeit in der Praxis verfügbaren Systemen im staubtechnischen Prüffeld der Prüfstelle (Technikum des Instituts für Gefahrstoffforschung IGF in Dortmund) für Staubabscheider des Fachausschusses "Steine und Erden". Es zeigten sich Verbesserungen, die nach mehreren Modifikationen am Prüfmodell noch deutlich gesteigert werden konnten. Bei bestimmten Arbeitspositionen wurden jedoch noch keine völlig zufrieden stellenden Ergebnisse erreicht. Trotzdem kann die entwickelte Drallhaube für den Praxiseinsatz empfohlen werden, da bereits jetzt schon deutlich bessere Staubverhältnisse am Arbeitplatz erzielbar sind. Die Ergebnisse wurden dokumentiert und auf der Fachmesse "Stonetec 2007" in Nürnberg dem breiten Publikum vorgestellt.
Für die Stauberfassung bei der manuellen Steinbearbeitung konnte ein deutlich verbessertes Absaug- und Abscheidesystem entwickelt werden, das in bisherigen Untersuchungen eine deutliche Verbesserung bei der Stauberfassung und -abscheidung sicherstellt. Bis auf wenige Ausnahmen konnte messtechnisch belegt werden, dass die gemessenen Staubwerte sowohl an der Person als auch im näheren Umfeld unterhalb der Grenzwerte für einatembarer Staub (E-Staub) von 10 mg/m³ und für Alveolarstaub (A-Staub) von 3 mg/m³ liegen. Die Untersuchungen wurden jeweils mit Sandstein (Quarzgehalt 15 bis über 30 %) und Granit (Quarzgehalt ca. 17 %) durchgeführt. Der bisherige Grenzwert für Quarzfeinstaub von 0,15 mg/m³ wurde bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls deutlich unterschritten. In bestimmten Ausnahmesituationen (Person setzt Schleifprozess quer zur Ansaugrichtung an usw.) können aus dem Erfassungsbereich Stäube in erhöhter Konzentration austreten und kurzfristig zu höheren Belastungen führen. Durch technische Weiterentwicklungen soll dieses Problem noch gelöst werden. Ggf. muss dieser Ausnahmefall durch organisatorische Maßnahmen (Arbeitsanweisungen) gelöst werden. Bisher konnte die Drallhaube noch nicht in der Praxis getestet werden. Die Einführung der Haube in die Praxis macht mehr oder weniger umfangreiche Maßnahmen notwendig, um vor allem auch die Unternehmen davon zu überzeugen, zukünftig neue Drallhauben einzusetzen und nicht mehr die aus der Vergangenheit bekannten Nass-Absaugwände.
Bauwirtschaft
Gefährdungsart(en):Gefahrstoffe, Gestaltung von Arbeit und Technik
Schlagworte:Klein- und Mittelbetriebe, Schutzmaßnahme, Exposition
Weitere Schlagworte zum Projekt:Steinstaub, Quarzstaub, Stauberfassung, Erfassungseinrichtungen, Steinbearbeitung