abgeschlossen 05/1998
Die Handhabung von schweren und unhandlichen Lastgewichten verbunden mit der Arbeit in extremen Körperhaltungen führt zu einer starken Belastung des Muskel-Skelett-Systems. Im Zusammenhang mit der technischen und arbeitsmedizinischen Prävention beim Heben und Tragen von Lasten, aber auch bei Sachverhaltsermittlungen zu Berufskrankheiten (BK 2108 und BK 2109 - Bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule bzw. Halswirbelsäule durch langjähriges Heben oder Tragen schwerer Lasten) sollte ein Zugriff auf zuverlässige, kontinuierlich registrierende Belastungsermittlungsverfahren möglich sein, um die aktuelle Belastungssituation erheben zu können. Herkömmliche visuelle Ermittlungsverfahren wie Videoaufzeichnungen, Papier-/Bleistift-Methoden, stoßen schnell an die Grenzen. Ziel des Projektes war die Entwicklung eines personengebundenen Messsystems zur automatisierten Erfassung und Bewertung von wesentlichen Belastungsgrößen an Arbeitsplätzen.
Der Prototyp eines Messsystems zur automatisierten Registrierung von äußeren Belastungskenngrössen, wie Körperhaltungen und gehandhabten Lastgewichten wurde unter Einbeziehung von drei Diplomarbeiten und einer Dissertation am Institut für Angewandte Physik an der Universität Bonn entwickelt. Eingesetzt wurden verschiedene Typen von Sensoren zur Erfassung der Körperwinkel. Durch den Einsatz einer speziellen Messweste werden die Messdaten an der arbeitenden Person über eine ganze Arbeitsschicht registriert und stehen nach Beendigung der Messung direkt zur weiteren Computerauswertung zur Verfügung. Für die Bewertung der Messdaten wurde eine Software erstellt, in welcher sowohl eine Automatisierung einer arbeitswissenschaftlichen Methode (OWAS) als auch ein biomechanisches Modell zur Abschätzung der lumbalen Bandscheibenkompressionskräfte implementiert ist.
Es liegt ein validiertes Messsystem vor, welches in zahlreichen Praxiseinsätzen erfolgreich eingesetzt worden ist. Die hierdurch erhaltenen Messwerte lieferten wertvolle Hinweise für berufsspezifische Präventionsmaßnahmen. Das im Berufsgenossenschaftlichen Institut für Arbeitssicherheit - BIA entwickelte Messverfahren wurde in sieben Ländern patentrechtlich geschützt. Eine Erweiterung des Messverfahrens auf den Schulter-/Arm-Bereich ist geplant.
Weitere Informationen:
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Handhabung von Lasten, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gestaltung von Arbeit und Technik
Schlagworte:Ergonomie, Heben und Tragen von Lasten, Messverfahren
Weitere Schlagworte zum Projekt:Messsystem, Ergonomie, Wirbelsäulenbelastung, BK 2108, berufsbedingte Gesundheitsgefahren, OWAS, biomechanisches Modell, Winkelsensorik, Prävention, Praxismessung, Schichtaufnahmen