abgeschlossen 12/2000
Webmaschinen erzeugen an den entsprechenden Arbeitsplätzen in der Regel hohe Lärmbelastungen mit Schalldruckpegeln im Bereich von 100 dB(A). Dadurch ergeben sich für die Beschäftigten ein großes Gesundheitsrisiko und eine erhöhte Unfallgefahr. Bei langjähriger Arbeit in Webereien kommt es vielfach zu einer Lärmschwerhörigkeit, die von der zuständigen Berufsgenossenschaft durch Rentenzahlung zu entschädigen ist. Die bisher an Webmaschinen durch konstruktive Verbesserungen erreichten Lärmminderungserfolge wurden in der Regel durch die ständig erhöhten Produktionsgeschwindigkeiten aufgehoben. Da konventionelle Lärmminderungsmöglichkeiten durch konstruktive Maßnahmen an den Maschinen weitgehend ausgeschöpft sind, sollte untersucht werden, ob sich möglicherweise mit Hilfe aktiver Geräuschkompensation (Antischall) Geräuschentlastungen für die Beschäftigten erreichen lassen.
Im schallabsorbierenden Messraum des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitssicherheit - BIA wurde die Geräuschemission einer modernen Webmaschine mit Hilfe von Schallintensitäts- und Körperschallmessungen analysiert. Dabei wurden auch die Teilschallleistungspegel für einzelne Elemente der Maschine bestimmt, um deren Anteil an der insgesamt abgestrahlten Schallleistung zu erfassen. Basierend auf diesen Ergebnissen wurden einige Bauteile der Webmaschine mit Kapselungen versehen sowie geeignete Positionen zur Installation der Antischall-Lautsprecher festgelegt. Durch ergänzende Messungen wurden die Lautsprecherpositionen optimiert und ihre Anzahl aus Gründen der Wirtschaftlichkeit auf 8 Stück reduziert. Zwei entsprechend ausgerüstete Prototypen von Webmaschinen mit jeweils acht Lautsprechern und acht Kontrollmikrofonen wurden dann in einer großen Webereihalle unter realen Produktionsbedingungen getestet.
Durch die Teilkapselungen und den Ersatz einer stark schwingenden Blechverkleidung durch gelochtes Blech wurden Schallpegelminderungen zwischen 4 und 7 dB(A), je nach Betriebszustand, erreicht. Mit dem Antischall-System ließen sich in dem üblicherweise zwischen den Maschinen bestehenden Gang von ca. 80 cm Breite (Bedienseite) Pegelminderungen für die tieffrequenten Geräuschanteile (unterhalb 400 Hz) realisieren. Wegen des eher hochfrequenten Geräusches moderner Webstühle erwies sich diese Technik allerdings für diesen Anwendungsbereich als ungeeignet. Durch die Antischalltechnik wurden keine signifikanten Minderungen des A-bewerteten Schalldruckpegels erreicht. Die erfolgreich erprobten Teilkapselungen werden in Verbindung mit kleineren konstruktiven Verbesserungen in die Serienfertigung der untersuchten Webmaschinen einfließen. Damit sind Pegelminderungen im Bereich von 5 dB(A) zu erwarten.
Weitere Informationen:
Leder/Textil/Bekleidung
Gefährdungsart(en):Lärm/Vibrationen
Schlagworte:Lärm, Messverfahren, Schutzmaßnahme
Weitere Schlagworte zum Projekt:Lärmbelastung in Webereien, Webmaschinen, Lärmschwerhörigkeitsfälle, Lärmminderung, Schallintensitätsmessungen, Körperschallmessungen, Schallintensitätskarten, dominierende Lärmquellen, Lärmursachen, Teilkapselung, aktive Geräuschkompensation, Antischall