Ganzkörper-Schwingungen an Arbeitsplätzen: Gefährdungsermittlung nach dem neuen EU-Richtlinien-Vorschlag "Vibrationen

Status:

abgeschlossen 12/2001

Zielsetzung:

Im EU-Richtlinien-Vorschlag "Vibrationen" (Einzelrichtlinie zur EU-Rahmenrichtlinie 89/391/EWG über die Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer bei der Arbeit) werden zur Ermittlung des Expositionsgrenzwertes und des Expositionsauslösewertes zwei verschiedene Ermittlungsverfahren als gleichwertig vorgeschlagen: Äquivalente Dauerbeschleunigung für einen Zeitraum von acht Stunden, berechnet als der höchste Wert der Effektivwerte oder der höchste Wert der Vibrationsdosiswerte (VDV) gemäß ISO Standard 2631-1:1997 "Mechanical vibration and shock - Evaluation of human exposure to whole-body vibration". Beide Verfahren führen jedoch für unterschiedliche Signalarten zu unterschiedlichen Aussagen, je nach deren Anteil an stoßhaltigen Schwingungen. So ist nicht auszuschließen, dass bei Ermittlung des Effektivwertes der Expositionsgrenzwert noch nicht erreicht wird, dagegen bei Ermittlung des Vibrationsdosiswertes eine Grenzwertüberschreitung festgestellt wird. Damit kann sich je nach Wahl des Auswerteverfahrens eine weniger scharfe oder schärfere Beurteilung der Gefährdung ergeben. Diese Vermutung wurde für tatsächliche Schwingungsbelastungen auf mobilen Maschinen überprüft und die Größenordnung der Unterschiede ermittelt.

Aktivitäten/Methoden:

Für gleichförmige Fahrt und für Fahrt mit stoßhaltiger Schwingungsbelastung wurden für mehrere Arten von mobilen Maschinen (Erdbaumaschinen, Geländewagen, usw.) der energieäquivalente Effektivwert der Beurteilungsbeschleunigung (äquivalente Dauerbeschleunigung für acht Stunden) und der Wert der Vibrationsdosis (VDV) gemäß ISO Standard 2631-1:1997 bestimmt. Die Auswertungen wurden mit Hilfe vorhandenen Messdatenmaterials aus zurückliegenden betrieblichen Messungen durchgeführt. Es wurden auch vibrationsintensive typische Betriebsbedingungen der Maschinen ausgewertet.

Ergebnisse:

Auch für gering stoßhaltige Schwingungen nach ISO 2631-1:1997, Abschnitt 6.3.3, kommt es zu Abweichungen bei der Bestimmung der Expositionsauslösewerte und der Expositionsgrenzwerte für die äquivalente Dauerbeschleunigung für einen Zeitraum von acht Stunden einerseits und des Vibrationsdosiswertes andererseits. Es überwiegt die Zahl der Fälle, in denen der Vibrationsdosiswert zur schärferen Beurteilung führt. Für stoßhaltige Schwingungen klaffen beide Beurteilungen teilweise stark auseinander. So ergab sich beispielsweise in z-Schwingungsrichtung auf dem Sitz eines Geländefahrzeugs bereits nach acht Minuten Fahrt eine Überschreitung des Expositionsauslösewertes hinsichtlich des Vibrationsdosiswertes VDV, während die äquivalente Dauerbeschleunigung für einen Zeitraum von acht Stunden erst etwa 32 % des entsprechenden Expositionsauslösewertes erreichte. Ähnliche Unterschiede traten für einen Traktor beim Eggen auf der Ackerscholle und für Teiltätigkeiten von Planierraupen und Radladern auf. Abweichende Beurteilungen ergaben sich aber auch für Eisenbahnen bei schlechtem Gleis- und Sitzzustand. Die nach EU-Richtlinienvorschlag gleichwertig nebeneinander beschriebenen Verfahren hinsichtlich äquivalenter Dauerbeschleunigung und Vibrationsdosiswert führen damit in vielen Fällen zu unterschiedlichen Beurteilungsergebnissen. Die Projektergebnisse werden in den deutschen Standpunkt des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung zum gegenwärtigen Richtlinienentwurf einfließen. Sie werden auch bei der nationalen Umsetzung der EU-Richtlinie durch eine entsprechende Arbeitsschutzvorschrift berücksichtigt.

Weitere Informationen:

Stand: