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Die Asthma-LINDern-Studie verfolgt das Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse über den Verlauf der allergischen Atemwegserkrankung von Beschäftigten unter Allergenkarenz bzw. Allergenreduktion zu sammeln, um für die Betroffenen und die zuständigen Unfallversicherungsträger (UVT) Präventionsempfehlungen für die Beratung abzuleiten. Die Erkenntnisse sollen grundsätzlich auf verschiedene Branchen anwendbar sein, also bspw. auch auf Beschäftigte der Landwirtschaft, Metallberufe oder Gesundheitsberufe. Die Studie konzentriert sich jedoch auf an Asthma erkrankte Angestellte in Bäcker- und Konditoreien, da es sich bei diesem Kollektiv um eine homogene Gruppe handelt. Außerdem bestehen bereits langjährige Erfahrungen mit Maßnahmen der Individualprävention mit Bäckereiangestellten im Rahmen eines Präventionsprogramms der zuständigen Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN); diese schließt gut dokumentierte medizinische Untersuchungen ein. Die Erkenntnisse aus der Studie dieses "best of"- Kollektivs haben Modellcharakter und sollen auf andere Branchen übertragbar sein.
Das Projekt teilt sich in einen retrospektiven Studienteil und in einen prospektiven Studienteil, welcher über fünf Jahre angelegt ist. Die prospektive Studie wird aus Gründen der Qualitätssicherung in zwei Zentren (bizentrisch) nach standardisierten Protokollen durchgeführt; so kann eine ausreichende Personenzahl in einem angemessenen zeitlichen Rahmen untersucht werden. Im prospektiven Teil der Studie werden Bäckereifachangestellte mit arbeitsbedingtem allergischem Asthma bronchiale untersucht, die ihren Beruf unter den Maßnahmen der Individualprävention (Schulungen, PSA, medizinische Betreuung) im Rahmen des Vorsorgeprogramms der BGN weiter ausüben. Es sind drei Untersuchungszeitpunkte vorgesehen. Die für eine gutachterliche Untersuchung empfohlenen Untersuchungsinhalte (mit Feststellung der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE)) werden im prospektiven Teil ebenso erfasst werden.
Die retrospektive Erhebung wird Daten von Bäckereifachangestellten, die ihren Beruf nicht aufgeben wollten und nur Maßnahmen der Individualprävention wahrgenommen hatten, mit Daten von Bäckereifachangestellten vergleichen, die ihren Beruf vor Jahren – mit damaliger Anerkennung der BK 4301 – aufgegeben haben.
Ergänzt werden beide Teile durch jetzige und im prospektiven Teil auch wiederholte Fragebogenerhebungen über die jeweils aktuellen Arbeitsverhältnisse, die krankheitsbezogene Lebensqualität und die Lebenszufriedenheit der Betroffenen. Diese sollen die wirtschaftlichen und persönlichen Entwicklungen durch Fortsetzung der Tätigkeit oder Aufgabe des Berufs widerspiegeln.
Endpunkte sind die Asthmatherapiestufe (nach Nationaler Versorgungsleitlinie, NVL), die Lungenfunktion (FEV1 und Tiffeneau-Index) und der Asthmagrad, spezifische IgE-Antikörper gegen Berufsallergene, die Asthmakontrolle (Asthma Control Test, ACT), asthmabezogene Lebensqualität (Asthma Quality of Life, Mini-AQLQ), Lebenszufriedenheit (Satisfaction with Life-Scale, SWLS) und Arbeitszufriedenheit (Copenhagen Psychosocial Questionnaire, COPSOQ) sowie soziodemographische Faktoren.
Maßnahmen der Individualprävention werden erfasst, klassifiziert und deskriptiv ausgewertet, um zu erkennen, welche der bisherigen Präventionsmaßnahmen am häufigsten umgesetzt werden und welche am effektivsten zur Symptomkontrolle beitragen. Es soll überprüft werden, ob eine fortgesetzte Exposition gegenüber allergisierenden Stoffen zu einer Verschlechterung der Asthmakontrolle und Verschlechterung der asthmabezogenen Lebensqualität führt und welchen Einfluss die Individualprävention hat. Außerdem soll überprüft werden, ob der Gesundheitszustand maßgeblich die Entscheidung zur Berufsaufgabe beeinflusst oder ob diese Entscheidung vielmehr von demographischen, sozialen oder wirtschaftlichen Faktoren abhängig ist.
Auch wenn sich dieses Projekt auf eine bestimmte Berufsgruppe konzentriert, ist die Forschung branchenübergreifend relevant; insbesondere für Berufe, in denen allergisches Asthma gehäuft auftritt. Diese Forschung könnte besonders den UVT nutzen, die bisher nur wenige Maßnahmen anbieten und die effektivsten Präventionsmaßnahmen im Umgang mit atemwegssensibilisierenden Arbeitsstoffen für ihre betreuten Branchen noch entwickeln.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):-Verschiedenes-
Schlagworte:Rehabilitation
Weitere Schlagworte zum Projekt:allergisches bronchiales Asthma, Asthmakontrolle