abgeschlossen 06/2022
Ziel des Forschungsvorhabens war die Beantwortung der Fragestellung, ob Einzelstoßexpositionen auf das Hand-Arm-System zu größeren Gesundheitsproblemen beitragen können als allgemeine Hand-Arm-Vibrationsexpositionen. Darüber hinaus galt es zu klären, wie relevant ggf. diese Expositionsart im beruflichen Kontext ist.
Ziel waren Untersuchungen der gesundheitlichen Effekte von Einzelstößen auf das Hand-Arm-System im Vergleich zur Vibrationsexposition im Rahmen des Forschungsvorhabens (FP415) wie folgt:
Methodisch wurden Befragungen (Surveys), systematische Literaturrecherchen, Modellierungen, eine experimentelle Pilotierung, eine randomisierte, kontrollierte experimentelle Studie, eine standardisierte Gerätemessung unter Laborbedingungen und eine Expositions- und Effektmessung von außerberuflichen/sportlichen Aktivitäten (auf den Sport-/Trainingsplätzen) durchgeführt. Aufgrund der Vielzahl der dabei eingesetzten Methoden soll an dieser Stelle auf die Methodikteile der verschiedenen Arbeitspakete (AP 1 bis 4 in den jeweiligen Anhängen des Berichts) verwiesen werden.
Einzelstoßexpositionen im niedrigen Dosisbereich scheinen bei sehr vielen Berufen vorzukommen (AP1). Diese Expositionen sind epidemiologisch mit Gesundheitsbeschwerden (vor allem im Handbereich) assoziiert. Die Modellierungen (AP2) zeigen, dass ein Grund für die Effekte im Handbereich in den Eintragungen von niedrigfrequenten und hochfrequenten Stoß- bzw. Schwingungsanteilen liegen kann. Die aus der systematischen Literaturrecherche identifizierte Messmethodik für physiologische Effekte (AP3) kann sowohl für Einzelstoß- als auch für Vibrationsexpositionen verwendet werden. Sowohl Pilot- als auch Hauptstudie (AP4) weisen darauf hin, dass frühe neurologischen Effekte (Vibrationsperzeptions-Schwelle) frequenz- und dosisabhängig bereits unterhalb der Auslösewerte zu erwarten sind. Weiterhin ist eine Temperaturveränderung mit Stoßexpositionen assoziiert, wobei hier eine Dosisabhängigkeit nicht unbedingt wahrscheinlich gemacht werden kann. Eine Frequenzabhängigkeit scheint sich jedoch abzuzeichnen. Im Elektrokardiogramm (EKG) kann bei der gewählten Dosis (unterhalb der Auslösewerte) muskuläre Aktivierung, aber keine Ermüdung ausgewählter Muskelgruppen des Unter- und Oberarms detektiert werden. Demgegenüber kann bei der Kneifkraft eine wenigstens frequenzabhängige Reduktion der exponierten Hand gezeigt werden. Eine serielle Verwendung von Einzelstoßexpositionen und Spektrumsvibrationen scheint zu einer erhöhten Wahrnehmung von gesundheitlichen Beschwerden (Parästhesien) beitragen zu können. Die im Experiment erzielten Ergebnisse können - vor allem im neurologischen Bereich - auch bei den untersuchten Geräten wiedergefunden werden. Schließlich lässt sich festhalten, dass verschiedene Freizeitaktivitäten (z. B. Tennis und Golf) geeignet sind, Belastungen im Auslöse- bzw. Grenzwertbereich zu überschreiten.
Insgesamt konnten bereits unterhalb der derzeitig geltenden Auslösewerte transiente physiologische Effekte detektiert werden. Da der Zusammenhang zwischen transientem Effekt und manifester Dysfunktion noch nicht geklärt ist, ist es möglich, dass die derzeitigen Methoden zur Berechnung der Auslösewerte (ISO-Normen) keinen ausreichenden Schutz für Gesundheitseffekte durch Einzelstoßexpositionen bieten. Vorschläge für Präventionsprogramme werden aus den Ergebnissen abgeleitet.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Mechanische Gefährdungen
Schlagworte:Physikalische Faktoren, Vibration
Weitere Schlagworte zum Projekt:Einzelstöße, Hand-Arm-System, Maschinen, Werkzeuge, Vibrationen