Gemeinsam stark – Professionelles Teamtraining für mehr Sicherheit und weniger Stress in der Brandbekämpfung

Projekt-Nr. FF-FP 0433

Status:

abgeschlossen 01/2024

Zielsetzung:

Der Umgang mit Gefahrensituationen und Stress ist Bestandteil der Arbeit von Feuerwehr-Einsatzkräften.

Gemäß der Unfallstatistik für die freiwilligen Feuerwehren kommt es während der Gefahrenabwehr und insbesondere während der Brandbekämpfung immer wieder zu Unfällen und Verletzungen der Einsatzkräfte. Das Verstehen und Anwenden von effektiven Teamarbeitsprozessen innerhalb der Einsatzkräftestrukturen (Gruppe, Staffel, Trupp) kann während Stresssituationen Unfälle reduzieren. Teamarbeitsprozesse können gezielt trainiert werden, solche Trainings sind aber in der Brandschutzausbildung derzeit nicht vorgesehen.

Das Ziel des Forschungsvorhabens war es, ein speziell auf den Brandschutz abgestimmtes professionelles Team-Trainingskonzept für die Brandschutzausbildung zu entwickeln, durchzuführen und zu evaluieren. Ziel des Trainings ist die Verbesserung der Teamprozesse bei Einsatzkräftestrukturen in Bezug auf nicht-technische Fertigkeiten wie Kommunikation, Koordination, Entscheidungsfindung und Führungsverhalten, für mehr Sicherheit und weniger Stress im Einsatz. Diese Fertigkeiten werden praxisnah anhand feuerwehrtypischer Fallbeispiele vermittelt und in praktischen Einsatzübungen trainiert.

Aktivitäten/Methoden:

Im Rahmen der Handlungsbedarfsanalyse wurden Anforderungen, Stressoren und Ressourcen der Teamarbeit im Brandschutzeinsatz erstens mithilfe von Interviews mit 27 erfahrenen Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr Köln, der Freiwilligen- und Werkfeuerwehren, zweitens anhand von Beobachtungen von Einsatzübungen und drittens mit der Analyse von Einsatz- und Unfallberichten identifiziert. Mithilfe eines Online-Fragebogens wurden die Bedarfe quantifiziert, d. h. es wurde erfragt, inwiefern die in den Interviews und der Dokumentenanalyse identifizierten Stressoren und Ressourcen der Teamarbeit in einer größeren Stichprobe auftreten. Dazu wurde eine deutschlandweite Umfrage mit ca. 750 Einsatzkräften der Berufs-, Freiwilligen- und Werkfeuerwehr durchgeführt.

Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde ein bedarfsorientiertes Teamtraining entwickelt, in dem Wissen über Teamprozesse im Brandschutzeinsatz vermittelt und das Gelernte gezielt in Einsatzszenarien trainiert wurde. Außerdem wurde ein Debriefing-Leitfaden zur Reflektion von teamarbeitsspezifischen Prozessen nach den Einsatzszenarien entwickelt. Das Teamtraining wurde im Rahmen der Brandschutzausbildung der Berufsfeuerwehr Köln und der Feuerwehr Frechen mit 90 Auszubildenden durchgeführt und evaluiert. Weitere 80 Auszubildende dienten als Kontrollgruppe. Es wurde ein Vorher-Nachher-Interventions- und Kontrollgruppendesign gewählt. Mithilfe von Fragebögen, Beobachtung von Einsatzübungen und physiologischen Stressindikatoren wurden die Effektivität geprüft und die Forschungshypothesen hinsichtlich der Effekte des Teamtrainings auf die Anwendung von nicht-technischen Fertigkeiten, kollektive Orientierung, Flow, Stress und Fehlerprävention ausgewertet. In einem Abschlussworkshop bei der Berufsfeuerwehr Köln wurden Ideen zur Implementierung gesammelt und systematisch festgehalten. In Transferworkshops wurden die gesammelten Erkenntnisse auf die Freiwilligen Feuerwehren und die Werkfeuerwehren übertragen. Es entstanden umfangreiche Manuale und die Trainings wurden mit den Werkfeuerwehren durchgeführt.

Ergebnisse:

Zentrales Ergebnis des Projekts ist das systematische Teamtraining für den Einsatz in der Brandschutzausbildung der Berufs-, Freiwilligen- und Werkfeuerwehr, sowie für erfahrene Einsatzkräfte der Feuerwehren. Es ist ein umfangreiches Trainingsmanual mit praxisrelevanten Übungen und ausführlichen Instruktionen entstanden. Die Auszubildenden bewerteten das Teamtraining sehr positiv und bestätigten die Anwendbarkeit der Inhalte in den Einsatzübungen. Hinsichtlich der Verhaltensmarker zeigten sich für Teilgruppen Trends in die erwarteten Richtungen, d. h. deskriptiv zeigten Einsatzkräfte, die das Training erhielten und im äußeren Team (Trupps außerhalb des Übungsgebäudes) arbeiteten, bessere Teamarbeitsprozesse. Die subjektive Bewertung hinsichtlich der Leistung und der Teamarbeitsprozesse änderte sich durch das Training nicht. Dies gilt auch für die kollektive Orientierung, das Flow-Erleben und den Stress.

Zusätzlich sind im Rahmen des Projektes verschiedene Instrumentarien und Leitfäden entwickelt worden, welche auch zukünftig im Feuerwehrkontext eingesetzt werden können, um beispielsweise Stressoren und Ressourcen der Teamarbeit zu quantifizieren, Einsatzübungen zu beobachten und Debriefings durchzuführen.

Stand:

02.02.2024

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Ruhr-Universität Bochum
  • Universität Bremen
  • Feuerwehr Köln
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Psychische Fehlbelastungen

Schlagworte:

Physische Beanspruchung/Belastung, Gruppenarbeit, Unfallverhütung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Teamtraining, Brandbekämpfung, Feuerwehr