Biomonitoring und Beurteilung möglicher Gefährdungen von Beschäftigten in der Forstwirtschaft durch permethrinimprägnierte Schutzbekleidung

Projekt-Nr. FF-FP 0305

Status:

abgeschlossen 12/2011

Zielsetzung:

Für Beschäftigte in der Forstwirtschaft stellt die Exposition gegenüber Zecken eine erhebliche biologische Gefährdung dar. Da u. a. für die am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung, die Lyme-Borelliose, bisher keine geeignete Impfung oder Chemoprophylaxe verfügbar ist, kommt der Vermeidung von Zeckenstichen im Sinne einer Primärprävention eine für den Gesundheitsschutz zentrale Bedeutung zu.

Neben der Auftragung von zeckenabwehrenden Repellents auf die Haut ist hierbei insbesondere die Verwendung von geeigneter Bekleidung eine wichtige Maßnahme. Erfahrungen u. a. aus dem militärischen Bereich lassen vermuten, dass die Schutzwirkung von Bekleidung vor Zecken durch die Ausrüstung der Textilien mit den akariziden Wirkstoff Permethrin erheblich verbessert werden kann. Entsprechend ausgerüstete Bekleidung für Forstarbeiter ist seit einiger Zeit im Handel erhältlich. Während für imprägnierte Militärbekleidung eine eingehende Bewertung von Nutzen und möglichen Risiken vorliegt, kann im Fall der Bekleidung für Forstarbeiten auf keine entsprechende Datenbasis zurückgegriffen werden.

Ziel des Forschungsvorhabens war es daher, einerseits die Schutzwirkung der angebotenen Bekleidung vor Zecken, andererseits mögliche gesundheitliche Belastungs- und Beanspruchungseffekte bei Trägern der Bekleidung zu untersuchen. Die Ergebnisse der praxisbezogenen Studie sollen eine fundierte Nutzen/Risikoanalyse ermöglichen. Basierend auf den Erkenntnissen sollen Empfehlungen für sichere Nutzung der Bekleidung als personenbezogene Schutzmaßnahme im Rahmen der Primärprävention gegeben werden.

Aktivitäten/Methoden:

In einer Feldstudie an 171 männlichen Beschäftigten der deutschen Forstwirtschaft wurde die Schutzwirkung permethrinimprägnierter Forstschutzhosen gegen- über Zecken, die durch das Tragen verursachte innere Belastung mit Permethrin mittels Biomonitoring sowie mögliche Beanspruchungsreaktionen untersucht. In einer ergänzenden experimentellen Studie wurden bei 28 männlichen Probanden unter kontrollierten Bedingungen Einflussfaktoren auf die Permethrinaufnahme sowie mögliche Aufnahmewege des Permethrins näher betrachtet.

Ergebnisse:

  • Nutzer nicht imprägnierter Hosen ohne Schnittschutz ("Outdoorhosen", mehrheitliche Berufsgruppe: Revierleiter) erwiesen sich gegenüber Trägern nicht imprägnierter Schnittschutzhosen (mehrheitliche Berufsgruppe: Forstwirte) als besonders durch Zecken gefährdetes Kollektiv
  • Permethrinimprägnierte Hosen zeigten im Teilkollektiv der Nutzer von Schnittschutzhosen gegenüber konventionellen Hosen keinen statisch signifikanten Schutzeffekt. Im Teilkollektiv der Nutzer von "Outdoorhosen" wurde dagegen eine statistisch signifikante Reduktion des Zeckenbefalls nachgewiesen. Dennoch fanden sich auch bei Benutzung von permethrinbehandelter Bekleidung weiterhin Zecken u.a. im Beinbereich, die weiterhin ein Absuchen des Körpers nach Zecken im Anschluss an die Arbeit erfordern.
  • Unter den Studienbedingungen zeigten sich keine relevanten akuten Beanspruchungsreaktionen beim Tragen permethrinimprägnierter Hosen. Es besteht allerdings grundsätzlich die (seltene) Möglichkeit einer allergischen Reaktion.
  • Die Verwendung der behandelten Bekleidung führt zu einer (vorwiegend dermalen) Aufnahme von Permethrin, z.T. deutlich über das in der Allgemeinbevölkerung übliche Maß hinaus. Der von der WHO definierte Acceptable Daily Intake (ADI) wird jedoch noch klar unterschritten. Nicht abschließend bewertet werden kann aktuell eine mögliche schwache humankanzerogene Wirkung.
  • Als Einflussgrößen auf die innere Belastung bzw. Permethrinaufnahme der Probanden erwiesen sich u.a. die Art der verwendeten Hose, deren Hersteller, deren Nutzungsdauer, klimatische Bedingungen und die Schwere der zu verrichtenden körperlichen Arbeit.
  • Die Ergebnisse zur Wirksamkeit sowie toxikologische Aspekte sprechen aus unserer Sicht derzeit insgesamt eher gegen einen generellen und undifferenzierten Einsatz der Bekleidung für Forsttätigkeiten. Unter präventiven Gesichtspunkten erscheinen vielmehr eine sorgfältige individuelle Auswahl möglicher Nutzer und eine Verwendung unter der Prämisse einer Minimierung der Exposition gegenüber Permethrin sinnvoll.

Stand:

09.11.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität Mainz
Branche(n):

Land- und Forstwirtschaft

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gefahrstoffe

Schlagworte:

Persönliche Schutzausrüstung, Prävention, Risikoabschätzung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Biomonitoring, Forstwirtschaft, Permethrin, Schutzbekleidung