abgeschlossen 03/2022
Im PEROSH-Verbund wurden mit Beteiligung des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) zwei Projekte zur Entwicklung gemeinsamer Empfehlungen für die messtechnische Erfassung, Analyse und Bewertung von physischen Fehlbelastungen im Arbeitsleben durchgeführt.
Als Ergebnis dieser beiden Projekte liegen konkrete Empfehlungen für gemeinsame Messverfahren zur Quantifizierung von Muskel-Skelett-Belastungen (durch physische Inaktivität und durch Überkopfarbeit) vor. Im Folgenden wünschten sich die beteiligten PEROSH-Institute eine Umsetzung dieser Ergebnisse in die Praxis und die Entwicklung einer Austauschplattform für zugehörige Belastungsdaten. Hierdurch könnten ein Austausch und eine institutsübergreifende Aufbereitung der in den jeweiligen Instituten vorhandenen Messdatensätze erfolgen. Durch die Zusammenlegung zu größeren Datenbeständen könnte zudem eine höhere Validität von Datenanalysen erreicht oder auch andere Analyseverfahren eingesetzt bzw. entwickelt werden (z. B. Maschinelles Lernen).
Unter der Leitung des IFA wurde daher dieses PEROSH-Projekt unter dem Titel "PEPPA – PEROSH Exchange Platform for Measurements of Occupational Physical Activity and Physical Workload – a Feasibility Study" gestartet. Ziele der Machbarkeitsstudie sind die Entwicklung einer Datenbankinfrastruktur als gemeinsame Austauschplattform für Messungen der physischen Aktivität und Belastung am Arbeitsplatz und die Schaffung gemeinsamer Standards zur Erzeugung gleichartiger Daten.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie soll eine Testdatenbank aufgebaut werden, in die Testdatensätze von verschiedenen am Projekt beteiligten Instituten eingepflegt und in der sie analysiert werden können.
Bei erfolgreichem Projektabschluss kann in einem Folgeprojekt die Umsetzung der Austauschplattform für reale Praxiseinsätze angestrebt werden.
Das Projektziel wurde durch ein aufeinander aufbauendes Vorgehen verfolgt: In einem ersten Schritt wurden die Anforderungen an die Austauschplattform analysiert. Im Rahmen dessen erfolgte ein Austausch der beteiligten Partner darüber, welche Art von Daten in welcher Weise erhoben und weiterverarbeitet werden und welche Kriterien für eine standardisierte Datendokumentation benötigt werden.
Die Entwicklung der Testumgebung orientiert sich dabei an den Einsatzszenarien der oben beschriebenen Belastungsarten (physische Inaktivität und Überkopfarbeit).
Durch die Entwicklung von Einsatzszenarien und Nutzerrollen wurden im Rahmen der Anforderungsanalyse die erforderlichen Funktionen für die Austauschplattform ermittelt. Auf dieser Basis wurde eine Testplattform entwickelt und erprobt, wodurch Aufwand und Kosten für die Umsetzung und Inbetriebnahme einer solchen Plattform abgeschätzt wurden.
Im Rahmen des Projektes wurde ein Konzept entworfen und Messstandards mit den Projektpartnern diskutiert und definiert. Auf der Grundlage der Ergebnisse wurde ein erster Prototyp konzipiert und umgesetzt, der die technischen Möglichkeiten aufzeigt. Dieser erste Prototyp veranschaulichte die technische Machbarkeit der PEPPA-Plattform und löste weitere Diskussionen über die Messstandards aus. Um die Forschungs- und Evaluierungsfreiheit zu gewährleisten, wurden nur wenige Messstandards festgelegt und zusätzlich Messempfehlungen zusammengestellt. Darüber hinaus wurde ein gemeinsames Dateiformat für kontinuierliche Messdaten festgelegt, um die gemeinsame Nutzung der Daten zu erleichtern. Diese Definitionen, Standards und Empfehlungen garantieren eine gemeinsame Datenbasis, die Flexibilität für unterschiedliche Forschungsfragen ermöglicht. Die allgemeine Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erlaubt die Erhebung anonymisierter Daten, so dass PEPPA mehrere Datensätze für alle Teilnehmer der PEPPA-Gruppe speichern und zugänglich machen kann, während gleichzeitig der Besitz der Daten des hochladenden Instituts gewahrt bleibt. PEPPA ist also technisch und organisatorisch machbar.
Da einige Anforderungen an die Nutzungsweise von PEPPA noch nicht vorhergesagt werden können, z. B. Anzahl der Probanden-Datensätze, Größe der Uploads und Anzahl gleichzeitig Nutzender, ist nur eine grobe Kostenabschätzung möglich. Mittels der Use-Case-Point (UCP 3.0) Methode und des entwickelten Prototypen wird ein Aufwand von ca. 500 Personentagen allein für die Entwicklung abgeschätzt. Eine Schätzung der Betriebs- und Wartungskosten ist ohne eine zuverlässige Abschätzung des Nutzungsverhaltens derzeit nicht möglich.
Daher sollten in kleineren Teilprojekten Erfahrungen zum Nutzungsverhalten einer solchen Austauschplattform gesammelt werden, bevor sie in der angedachten Größe auf PEROSH Ebene umgesetzt werden kann.
Die Entwicklungen und Überlegungen des Projektes wurden in einer internen Abschlussdokumentation mit den Projektpartnern geteilt.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Erkrankungen
Schlagworte:Arbeitsumwelt (Belastungen, Gefährdungen, Expositionen, Risiken), Ergonomie, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen)
Weitere Schlagworte zum Projekt:physische Fehlbelastung, physische Aktivität, Messverfahren, Austauschplattform