abgeschlossen 02/2014
Über 50 % der Servicetechniker eines großen deutschen Telekommunikationsunternehmens sind in der Altersstufe von 46 bis 55 Jahre. In absehbarer Zeit wird es demnach durch Verrentung zu einem Personalengpass kommen, der durch das altersbedingte Krankheitsaufkommen insbesondere von Muskel-Skelett-Erkrankungen an Brisanz gewinnt. Somit wird die Einbindung älterer Mitarbeiter in den Arbeitsprozess in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle für den Erfolg eines Unternehmens haben. Ziel dieses Projektes war es, Belastungen der Servicetechniker während der Arbeitsschicht zu erfassen und daraus gezielte Präventionsempfehlungen abzuleiten. Damit sollte die Möglichkeit geschaffen werden, die Arbeitsplätze der Servicetechniker dahingehend zu überprüfen und ggf. verändern zu können, dass ein gesundheitsbedingter vorzeitiger Ausstieg aus der Tätigkeit vermieden werden kann.
Acht Servicetechniker aus dem Probandenkollektiv wurden unterteilt in jüngere (n = 4) und ältere (n = 4) Mitarbeiter. Dabei konnten je zwei Mitarbeiter dem städtischen und ländlichen Arbeitsumfeld zugeordnet werden. Es wurden jeweils die Belastungen einer Arbeitsschicht mithilfe des Messsystems CUELA (Computerunterstütze Erfassung und Langzeit-Analyse von Muskel-Skelett-Belastungen) erfasst. Das Messsystem wurde an die spezifischen Einsatzbedingungen angepasst. Die Sensorik zur Erfassung der Rumpfverdrehung wurde über mehrgliedrige Teleskopwellen betätigt. Die flach bauende Anbringung ermöglicht dem Servicetechniker ein ungehindertes Ein- und Aussteigen in sein Fahrzeug. Ebenso war eine komfortable Abstützung des Servicetechnikers durch die Rückenlehne und ein sicheres Anschnallen gewährleistet, um am öffentlichen Straßenverkehr teilzunehmen. Ergänzend wurden die Herzfrequenz gemessen und alle Aktivitäten per Video dokumentiert. Der Servicetechniker wurde während der Autofahrten von einer Minikamera an der Seitenscheibe der Beifahrerseite gefilmt. Inhaltlich konnten die Arbeitsschichten grob in vier Kategorien unterteilt werden: Tätigkeiten im Hauptverteiler (Gebäude) und am Kabelverteiler (am Bürgersteig), dem Besuch im Kundenhaushalt sowie den Wegstrecken mit dem Auto oder zu Fuß.
Die Körperhaltungen und Bewegungen der acht Servicetechniker konnten über jeweils eine vollständige Arbeitsschicht gemessen werden. Durch die Anpassung des Messsystems war dies auch für Tätigkeiten wie das Einsteigen, Führen und Verlassen des Fahrzeuges unterbrechungsfrei möglich. Die Untersuchungen ergaben, dass die Servicetechniker zu großen Zeitanteilen akzeptablen Arbeitsbedingungen und eher niedrigen Belastungen pro Arbeitsschicht ausgesetzt sind, die auch für ältere Beschäftigte in der Regel kein gesundheitliches Problem darstellen sollten. Allerdings zeigten sich geringfügig erhöhte Belastungen durch kniende Tätigkeiten, insbesondere durch Arbeiten an Kabelverteilern, die durch den Ausbau des schnellen Internets in Zukunft häufiger aufgestellt werden dürften. Optimierungsbedarf konnte vereinzelt bei der Auswahl der Werkzeuge und Messgeräte festgestellt werden: Hier wurden Alternativen vorgeschlagen, um das Heben und Tragen schwerer Lasten zu vermeiden. Darüber hinaus wurde empfohlen, die Einstellungen des Fahrersitzes im KFZ zu verbessern, um unergonomische Haltungen zu vermeiden. Die hinsichtlich der ermittelten Belastungen abgeleiteten Präventionsempfehlungen wurden vom Unternehmen aufgegriffen und mit den Erkenntnissen aus weiteren Untersuchungen zur Arbeitsfähigkeit in einen Prozess zur Belastungsprävention überführt.
Dienstleistungen
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Schlagworte:Ergonomie, Demographie, Psychische Beanspruchung/Belastung
Weitere Schlagworte zum Projekt:Ergonomie, Belastung, Belastungsmessung, Demographie, demographischer Wandel, Servicetechniker, Telekommunikation, Arbeitsanalyse