Durchlässigkeit (Transmission) von Fahrzeugscheiben für UV-Strahlung

Projekt-Nr. IFA 4208

Status:

abgeschlossen 06/2016

Zielsetzung:

Die Exposition von Fahrzeugführern in Kraftfahrzeugen hängt unter anderem von der Durchlässigkeit (Transmission) der Kfz-Scheiben für ultraviolette Strahlung ab. Fahrzeugscheiben sind in verschiedener Konfiguration vorhanden. Während bis zum Beginn der 1990er-Jahre normale Vollglasscheiben verbaut wurden, kamen ab diesem Zeitpunkt zumindest bei den Frontscheiben sogenannte Verbundprodukte zum Einsatz. Durch die darin eingebrachte Kunststofffolie wird ein erheblicher Anteil der ultravioletten Strahlung absorbiert. Neben den im normalen Straßenverkehr eingesetzten Scheiben kamen und kommen in Fahrzeugen der Landwirtschaft auch teilweise Scheiben und Planen aus Kunststoff zum Einsatz. Im Rahmen von Berufskrankheitenermittlungen muss die Transmission von Fahrzeugscheiben bekannt sein, die in den letzten vier bis fünf Jahrzehnten verwendet wurden. Eine solche Datenbank ist bislang nicht vorhanden.

Ziel des Projekts war es, ein Kataster über Transmissionseigenschaften von Fahrzeugscheiben an verschiedenen Fahrzeugen der letzten Jahrzehnte zu erarbeiten. Dieses wird im Berufskrankheiten-Verfahren und der Anamnesesoftware eingesetzt.

Aktivitäten/Methoden:

Es wurde ein Aufbau entwickelt und eingesetzt, der die Transmissionsmessung an Fahrzeugscheiben erlaubt. Dieser muss vor allem unempfindlich gegenüber seitlich einfallendem Streulicht sein sowie sich an Scheiben verschiedener Krümmung anpassen können. Mithilfe von im Großforschungsprojekt FB 181 kooperierenden Unfallversicherungsträgern sowie der Wehrtechnischen Sammlung der Bundeswehr wurde ein Gros verschiedenster Fahrzeuge untersucht. Um die Verlässlichkeit und die Reproduzierbarkeit der Daten zu gewährleisten, wurden die Daten an mehreren Punkten pro Scheibe und wiederholt an einem Punkt gemessen. Nach der Aufbereitung der Daten gingen diese in ein Kataster ein.

Ergebnisse:

An verschiedenen Messorten (Wehrtechnische Studiensammlung Koblenz, Post-Fahrzeugmuseum Heusenstamm, Ulm, Tönisforst) wurde die Transmission von Fahrzeugscheiben gemessen. Dazu kam der in diesem Projekt entwickelte multiadaptive Versuchsaufbau zum Einsatz, der die reproduktive Messung an Scheiben verschiedener Krümmung erlaubt. Grundsätzlich konnten hinsichtlich der spektralen Transmission von UV-Strahlung drei unterschiedliche Scheibentypen identifiziert und bestätigt werden: Verbundglas, Normalglas, Kunststoff.

Um Anwendung in Präventionsmaßnahmen und BK-Verfahren zu finden, musste aus der spektralen Transmission ein Gesamtkoeffizient für den UV-Bereich ermittelt werden, der auch die Wirksamkeit der Strahlung auf der Haut berücksichtigt. Dabei stellte sich heraus, dass bei Vollgasscheiben zwischen fünf und zehn Prozent der Strahlung transmittiert werden. Bei Verbund- bzw. Kunsstofffabrikaten ergaben sich gleichermaßen Transmissionswerte zwischen 0,1 und zwei Prozent. Diese Ergebnisse wurden im Rahmen von Präventionsmaßnamen in direktem Zusammenspiel mit den Messergebnissen von GENESIS-UV weiter verwendet. Hinsichtlich der BK-Bearbeitung konnten diese Ergebnisse eine Ermittlungslücke bei den UV-Trägern schließen: Zeiten in Fahrzeugen wurden bislang sehr heterogen bewertet. Gemäß aktuellem Konsens wurden auf der Basis dieser Daten Handhabungsregelungen für Aufenthalte in geschlossenen Kabinen, geöffneten Kabinen und restlichen Führerständen (z. B. Wetterschutzdächer) beschlossen. Diese gehen auch in die Beurteilung von BK-Fällen gemäß Wittlich’scher Formel und Anamnesesoftware Strahlung ein.

Stand:

24.04.2017

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Strahlung, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Strahlung, Berufskrankheit, Physikalische Faktoren

Weitere Schlagworte zum Projekt:

ultraviolette Strahlung, Transmission, Fahrzeugscheiben

Kontakt