abgeschlossen 01/2019
Im Rahmen des EU-Projekts "15HLT03 Ears II" sollten die Strategien und Methoden der Messtechnik und Kalibrierung für die Einschätzung und Beurteilung des Hörvermögens und der Gehörgefährdung weiterentwickelt und verbessert werden. Hierbei stellt insbesondere der luftgeleitete Ultraschall eine Herausforderung dar, dessen genauer Pegel mit marktüblichen Messgeräten nicht ermittelt werden kann. Außerdem können die angezeigten Pegelwerte bei Messungen von Hörschall mit konventionellen Messgeräten durch eventuell vorhandene Ultraschallquellen verfälscht werden. Das IFA sollte eine universelle Messmethode für Messungen von luftgeleitetem Ultraschall an industriellen Arbeitsplätzen entwickeln.
Im reflexionsarmen Halbraum des IFA wurde ein Musterarbeitsplatz mit einer Ultraschall-Referenzquelle aufgebaut. Als Referenzquelle diente eine sehr vielseitig einstellbare Ultraschallschweißmaschine. An diesem Musterarbeitsplatz wurden verschiedene bereits existierende und neue Methoden zur Bestimmung der Schallexposition unter verschiedenen Betriebsbedingungen erprobt und die Messergebnisse miteinander verglichen. Dabei wurde spezielles Augenmerk auf die Erfassung von Messgrößen gelegt, die in der gültigen Richtlinie für Hörschallmessungen unter Anwesenheit von Ultraschall, VDI 3766, genannt werden. So konnten für nicht besetzte Arbeitsplätze wesentliche Bestandteile für eine robuste Messmethode mit bekannter Unsicherheit bestimmt werden. Die so erarbeitete Messstrategie wurde durch Feldmessungen an industriellen Arbeitsplätzen überprüft und weiterentwickelt. Auch wurden Rückmeldungen zur Messstrategie von verschiedenen Unfallversicherungsträgern und der SUVA eingeholt. Aufgrund der kurzen Wellenlängen des luftgeleiteten Ultraschalls kann es auch durch den Beschäftigten selbst zu einer Beeinflussung des Schallfeldes und der zu erfassenden Messgrößen kommen. Um diese Einflüsse von Beschäftigten quantitativ abschätzen zu können, wurde eine Probandenstudie mit 20 Teilnehmern durchgeführt. Alle Messungen wurden mit einem Messsystem durchgeführt, das im Rahmen des Projektes bis 100 kHz kalibriert wurde.
Mit den derzeitigen Messmethoden zur Ermittlung der Hörschallexposition (ISO 9612) kann die Schallexposition gegenüber Ultraschall nicht erfasst werden. Die speziellen Eigenschaften von Luftultraschallfeldern werden bei diesen Methoden nicht berücksichtigt. Bei diesen Eigenschaften handelt es sich vor allem um starke räumliche Inhomogenitäten, bei denen sich der Schalldruckpegel auf einer Distanz von wenigen Zentimetern um mehr als 30 dB verändern kann. Weiterhin zeigte sich, dass die in der VDI-Richtlinie 3766 beschriebenen Verfahren zur Bestimmung der Schallexposition unter Anwesenheit von Ultraschall ebenfalls nicht geeignet sind, die Ultraschallexposition am Arbeitsplatz zu ermitteln. Im Projekt wurden wesentliche Bestandteile einer Messstrategie für die Exposition gegenüber luftgeleitetem Ultraschall erarbeitet. Der Entwurf einer Messstrategie für Messungen in Abwesenheit einer Person ist formuliert. Jedoch lässt sich der Einfluss einer am Arbeitsplatz anwesenden Person auf das Messergebnis derzeit noch nicht genau genug abschätzen. Hierfür sind weitere Auswertungen der erhobenen Daten in Verbindung mit den Messergebnissen der Projektpartner, notwendig. Somit kann noch keine finale Aussage über die Exposition einzelner Personen getroffen werden. Nach Abschluss dieser Arbeiten sollen die Erkenntnisse zur Verbesserung bisher angewandter Messmethoden in die Normung einfließen und publiziert werden.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Lärm/Vibrationen
Schlagworte:Lärm, Messverfahren
Weitere Schlagworte zum Projekt:EMPIR, Luftgeleiteter Ultraschall am Arbeitsplatz