Messung der UV-Bestrahlung von Beschäftigten bei Tätigkeiten im Freien mit GENESIS-UV

Projekt-Nr. IFA 4227

Status:

abgeschlossen 03/2019

Zielsetzung:

Beschäftigte sind bei Ihren Tätigkeiten im Freien solarer UV-Strahlung ausgesetzt. In Deutschland geht man davon aus, dass etwa zwei bis drei Millionen Beschäftigte zu mehr als 75 % ihrer Arbeitszeit im Freien tätig sind. Bei dieser Definition eines „Outdoor-Workers“ handelt es sich um eine beliebige Festlegung. Auch unterhalb dieser willkürlich festgelegten Schwelle sind die Beschäftigten zum Teil erheblicher Bestrahlung ausgesetzt.

UV-Strahlung kann Hautkrebs auslösen. Obgleich die Internationale Agentur für die Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) UV-Strahlung als Klasse-1-Karzinogen eingestuft hat, ist der durch UV-Strahlung induzierte Hautkrebs dennoch ein seit Jahren vernachlässigtes Risiko in der Wahrnehmung der Beschäftigen und entsprechend in der Prävention. Ebenso liegen keine differenzierten, belastbaren Expositionsdaten für eine Beurteilung vor, ob eine Erkrankung beruflich verursacht ist oder nicht. Die Kriterien, die eine retrospektive Beurteilung von UV-Expositionen von Versicherten erlauben, wurden in einem Arbeitskreis der Unfallversicherungsträger unter Federführung des IFA erarbeitet.

Ziel des Projekts ist die Durchführung von Messkampagnen mit dem Ziel, die berufliche UV-Strahlungsexposition von Beschäftigten während ihrer Arbeitszeit im Freien zu ermitteln. Da diese Frage sowohl in Europa, als auch der Welt von großem Interesse ist, werden Kooperationen mit ausländischen Partnern zudem angestrebt.

Aktivitäten/Methoden:

Im Rahmen des IFA-Projekts 4207:" Messkampagne mit GENESIS-UV: UV-Bestrahlung bei Tätigkeiten im Freien" wurde das Messsystem GENESIS entwickelt, mit dem dezentrale Langzeitmessungen durchgeführt werden können. Mit der Anwendung als GENESIS-UV wird das Projekt in Zusammenarbeit mit den Unfallversicherungsträger angegangen. Als Messgerät dient ein elektronisches Datenlogger-Dosimeter, das UV-Bestrahlung, Beschleunigung (zur Validität der Messung) und Magnetfeldstärke (zur Ermittlung der Ausrichtung des Dosimeters zur Sonne hin) messen kann.

Jährlich sollen bis zu 300 Probanden mit Einheiten des Messsystems GENESIS-UV ausgestattet werden. Diese Probanden werden von den Unfallversicherungsträger ausgewählt und rekrutiert. Jeder Proband trägt das Dosimeter vom 1. April bis zum 31. Oktober eines Jahres während seiner Arbeitszeit. Die Datentaktung beträgt für alle Parameter eine Messung pro Sekunde. Von 2014 bis 2018 sind fünf Messkampagnen geplant.

Es ist den Unfallversicherungsträger freigestellt, von den Probanden das Führen eines schriftlichen Tagebuches zur Dokumentation der Tätigkeiten zu verlangen. Ab der Messsaison 2016 wird es ein elektronisches Tagebuch im GENESIS-Client geben, welches dann mit berufsspezifischen Profilen vorbelegt ist. Somit kann jeder Proband für jeden Tag vermerken, welche der maximal fünf beruflichen Tätigkeiten zu welcher Zeit ausgeführt wurde.

Die Steuerung des Projekts erfolgt über ein Messpaten-System. Der Projektleitung steht bei jedem teilnehmenden Unfallversicherungsträger ein Ansprechpartner zur Verfügung, der dann alle z. B. mithilfe eines Multiplikatorennetzwerkes in den Regionen leitet.

Ergebnisse:

Mit GENESIS-UV konnten in den Jahren 2014 bis 2018 in Deutschland mit Hilfe von etwa 1000 Probanden rund 3,7 Milliarden Datensätze aufgenommen werden. Diese Datensätze beinhalteten Informationen zur UV-Bestrahlung, Beschleunigung, Zeit und andere. In einer detaillierten Datenaufbereitungsprozedur wurden diese Rohdaten sowohl bezüglich Kalibration und Datenfehlern mit Routinen bearbeitet, dann aber in iterativen Prozessen per Inaugenscheinnahme wissenschaftlich bewertet. Aus den im Sekundentakt gewonnenen Daten wurden Metadaten generiert. Für Berufe, Teiltätigkeitsgruppen und Teiltätigkeiten konnten Halbstundenmittelwerte, monatliche Tagesmittelwerte und Jahresbestrahlungen abgeleitet werden, die in Verbindung mit den Tätigkeitsprofilen für jeden Beruf und jede Teiltätigkeitsgruppe direkte Aussagen über die Bestrahlung zulassen. Insgesamt konnten 95 Berufe mit 172 Teiltätigkeitsgruppen und 646 Teiltätigkeiten analysiert werden, die fortan für die Prävention verwendet werden können. Einige internationale Kooperationen wurden mit unterschiedlichen Schwerpunkten durchgeführt:

  • Australien: Mit den Kooperationspartnern ARPANSA (australische Strahlenschutzbehörde) und dem AAD (Australische Antarktis-Division) wurden Seefahrer, welche die Forschungsstationen auf Antarktika versorgen, untersucht.
  • Europäische Union: Im Rahmen eines durch die EADV (Europäische Akademie für Dermatologie und Venereologie) geförderten Projekts wurden an fünf Orten gleichzeitig Messungen über sieben Monate mit Maurern durchgeführt.
  • Südafrika: In Zusammenarbeit mit der NWU (North West University South Africa) wurden Messungen an Parkplatzwächtern durchgeführt, zudem begannen Messungen im Tagebau.
  • England: Mit dem Kooperationspartner PHE (Public Health England) wurden Messungen an Beschäftigten im Schuldienst und an fliegendem Personal durchgeführt.
  • Mazedonien: Zusammen mit dem Institute for Occupational Health of the Republic of Macedonia wurden Messungen an Beschäftigten in der Landwirtschaft durchgeführt. Diese und kleinere Kooperationen sollen dazu führen, auch in anderen Ländern Daten zu generieren und diese zuvor durch wissenschaftliche Publikation zu legitimieren.
Weitere Messungen im beruflichen Umfeld werden in den kommenden Jahren dazu genutzt, um Lücken, die sich in den Messergebnissen wegen fehlender Anzahl von Messungen befinden, zu schließen. Die Ergebnisse der Messungen in Deutschland werden nach der Auswertung und fachlichen Begutachten auf einer Webseite dargestellt und sind dort auch abrufbar. Dieses Projekt ist eng mit dem Projekt IFA 4228 verbunden, Informationen zur Auswertung finden sich dort.

Stand:

10.12.2019

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
  • UV-übergreifend
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • UV-übergreifend
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Strahlung

Schlagworte:

Berufskrankheit, Exposition, Strahlung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

GENESIS-UV, Messsystem, elektronisches Dosimeter, UV-Bestrahlung, Expositionskataster

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