laufend 03/2025
Die psychische Belastung durch Lärm ist in Mehrpersonen- und Großraumbüros einer der größten Belastungsfaktoren. So zeigen verschiedene Studien bereits unterschiedliche Maßnahmen und Ansätze, um diese Fehlbelastung zu verringern. Zudem sind diverse laborgestützte Untersuchungen zur parameterbasierten (instrumentellen) Beschreibung der Belastung verfügbar, beispielsweise über psychoakustische Messgrößen wie die Schwankungsstärke (Einheit: vacil) oder den Parameter des Sprachübertragungsindex (STI, Maß zwischen 0 und 1). Jedoch lassen sich diese Laborsituationen nicht ökologisch valide abbilden.
Einen außerordentlichen Einfluss auf die akustische Arbeitsumgebung hat die Raumakustik. Diese ist nicht ohne weiteres durch einen Einzahlwert für ein Mehrpersonenbüro beschreibbar. Eine tätigkeitsbezogene und nutzungsbasierte raumakustische Gestaltung kann jedoch zur Verringerung der Belastung beitragen. So gibt es unterschiedliche – teils widersprüchliche – Regelwerke, die bei der Planung und Auslegung solcher Räumlichkeiten berücksichtigt werden sollen. Die Wirkung der Raumakustik auf die Bürobeschäftigten bei konzentrierter Tätigkeit wird jedoch vernachlässigt und ist nicht ausreichend untersucht.
Aus diesen Gründen ist es notwendig, in diesem Projekt am Beispiel eines typischen Mehrpersonenbüros, wie sie mehrfach bereits durch das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) besichtigt und gemessen wurden, Untersuchungen zur psychischen auditiven Belastung im Rahmen von Hörversuchen durchzuführen. Vorrangiges Ziel ist die Verknüpfung von psychoakustischen und raumakustischen Kenngrößen mit der auditiven Belastung. Diese Erkenntnisse sollen bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung über instrumentelle Messgrößen Hilfestellungen bieten.
In zwei Hörversuchen erleben Versuchsteilnehmende auditiv verschiedene raumakustische Bedingungen eines virtuellen Mehrpersonenbüros. Der Kreis der Teilnehmenden beschränkt sich auf Bürobeschäftigte. Während des Hörversuchs werden durch die Probandinnen und Probanden realitätsnahe Arbeitsaufgaben gelöst, um die ökologische Validität zu erhöhen. In beiden Hörversuchen wird Sprache dargeboten, die für die Arbeitsaufgabe irrelevant ist und die Komplexität der Aufgabe erhöhen soll. Im ersten Versuch beschränkt sich die Arbeitsaufgabe auf die akustische Wiedergabe zu merkender Wörter (Wortlisten – Gedächtnisleistung). Der zweite Hörversuch fügt neben der auditiven Arbeitsaufgabe eine weitere visuelle Aufgabe hinzu (dual task paradigm, weitere Verringerung freier kognitiver Ressourcen), um tiefergehende Effekt zu untersuchen. Darüber hinaus werden über Befragungen sowohl die Perzeption, Emotion und Befindlichkeit als auch individuelle Faktoren erhoben.
Das virtuelle Büro gleicht einer typischen Arbeitsumgebung in zwei unterschiedlichen raumakustischen Ausstattungsvarianten und wird für die Versuche jeweils auralisiert. Eine raumakustische Kondition spiegelt dabei eine akustisch ungünstige Situation wider, während die weitere Kondition entsprechend dem Stand der Technik ausgestattet ist. Die Darstellung des 3D-Büromodells dient als visuelle Stütze für die Versuchsteilnehmenden, um den Immersionsgrad zu erhöhen. Die Hörversuche finden in kontrollierter akustischer Umgebung in einer Hörversuchskabine statt.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Lärm/Vibrationen
Schlagworte:Psychische Beanspruchung/Belastung, Lärm, Bildschirmarbeit