Schnelllieferdienste und physikalische Belastungen – Vibrationen und ungünstige Körperhaltungen

Projekt-Nr. IFA 4261

Status:

laufend

Zielsetzung:

Fahrräder und E-Bikes liegen im Trend, was sich nicht nur in den Verkaufszahlen, sondern auch in den Unfallzahlen im Straßenverkehr widerspiegelt. Neben den gemeldeten Unfällen, wirken auch viele physikalische Expositionen auf das Fahrpersonal im beruflichen Alltag im Schnelllieferdienst, die irreversibel die Gesundheit beeinträchtigen können. Darunter fallen u.a. Vibration, Lärm, Strahlung sowie Heben und Tragen mit ungünstigen Körperhaltungen. Da Fahrräder sowie Pedelecs als "Fahrzeuge" erst seit neuestem in der Berufswelt Einzug gehalten haben, gibt es bisher kaum Erkenntnisse aus der realen Arbeitswelt, wie die physikalischen Expositionen auf die Bediensteten einwirken.

In einem geplanten fachübergreifenden Projekt sollen diverse Gefährdungen der Mitarbeitenden im Schnelllieferdienst (Vibrationen, Körperhaltungen, Heben und Tragen schwerer Lasten, UV-Strahlen und Unfallgefährdungen) untersucht werden. In diesem Projekt sollen anhand einer Pilotstudie mithilfe von Feldmessungen die Einwirkungen durch Ganzkörper und Hand-Arm-Vibrationen zusammen mit ungünstigen Körperhaltungen insbesondere im Hand-Arm Bereich während der Routinetätigkeiten untersucht werden.

Aktivitäten/Methoden:

Um einen ersten Überblick über die realen Arbeitsbedingungen zu erhalten, sind 20 Feldmessungen (i.d.R. zweistündige Messung, repräsentativ für eine Arbeitsschicht) geplant. Hierbei sollen die Art des Fahrrads (motorisiert/nicht motorisiert) und ergonomische Maßnahmen (gefederte oder dämpfungsreduzierende Bauteile, unterschiedliche Lenkergriffformen) erfasst werden. Da die Vibrationen beim Fahrradfahren sowohl über das Gesäß als auch über das Hand-Arm-System in den menschlichen Körper eingeleitet werden, sollen die Expositionen durch entsprechende Beschleunigungsaufnehmer sowohl auf dem Sattel als auch am Lenkergriff ermittelt werden. Die Körperhaltungen werden anhand von Bewegungssensoren gemessen, die auf der Kleidung des Fahrenden angebracht werden.

Zur Erfassung von Beschwerden am Muskel-Skelett-System wird ein vereinfachter Fragebogen (Nordic Questionnaires) eingesetzt. Hierbei werden die Beschwerden und die Beeinträchtigungen in den letzten zwölf Monaten für acht Körperregionen (Nacken, Schulter, Handgelenk/Hände, oberer Rücken, unterer Rücken/Kreuz, Hüfte/Oberschenkel, Knie sowie Knöchel/Füße) erfragt. Zur Bestimmung und Einschätzung der Anstrengung der Arbeit wird auf die Borg-CR10-Skala zurückgegriffen. Die Borg-Skala ist in mehrere Teilsegmente mit unterschiedlichen Abstufungen im Bereich von 0 bis 10 unterteilt. Zur Dokumentation der Fahrbahnoberflächen und Tätigkeiten werden die Messungen mit Videoaufnahmen begleitet. Dafür werden kleine Kameras auf dem Helm und Fahrrad angebracht. Alle Teilnehmenden erhalten ein Probandengeld von 50 €. Die Kosten hierfür werden von den Projektinitiatoren (Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik, BGHW und Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation, BG Verkehr) übernommen. Die Erkenntnisse aus den Messungen und die daraus resultierenden Präventionsmaßnahmen können für alle anderen Lieferbranchen mit Einsatz von Fahrrädern/Pedelecs (z. B. Post) eingesetzt werden.

Stand:

05.03.2024

Projekt

Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW)
  • Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekomunikation (BG Verkehr)
Branche(n):

Verkehr

Gefährdungsart(en):

Mehrfachbelastungen, Lärm/Vibrationen, ungünstige Arbeitsumgebung

Schlagworte:

Vibration, Ergonomie, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen)

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Schnelllieferdienst, Vibration, ungünstige Körperhaltung

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