abgeschlossen 06/2024
Im Rahmen einer Untersuchung haben das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) und die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) die elektromagnetischen Felder (EMF) an unterschiedlichen Geräten und Anlagen im Bereich des Einzelhandels gemessen. Anschließend wurde die Exposition gegenüber diesen EMF für die unterschiedlichen betroffenen Personengruppen (Beschäftigte, Personen der Allgemeinbevölkerung, Träger medizinischer Implantate) bewertet. Hierbei wurden zum Teil deutliche Überschreitungen der zulässigen Feldstärken an einigen Geräten und Anlagen festgestellt. In intensiven Beratungsgesprächen mit den Betreibern und den Herstellern stellte sich heraus, dass diese große Schwierigkeiten bei der korrekten Ermittlung der limitierenden Werte bzgl. der EMF-Exposition für die unterschiedlichen Personengruppen hatten. Neben der gezielten Suche nach den zulässigen Feldstärkewerten aus den entsprechenden Tabellen der Regelwerke erwies sich stellenweise die Berechnung der zulässigen Feldstärken nach einer Funktion als schwierig bzw. sehr fehleranfällig.
Ziel des Projekts war es, dem Anwender eine Webanwendung zur Verfügung zu stellen, die ihm nur anhand der Angabe der Frequenz die dazugehörigen zulässigen Werte für das einwirkende EMF aus den ausgewählten Regelwerken berechnet und anschließend numerisch und grafisch darstellt. Zudem sollten die genauen Bezeichnungen der zulässigen Werte und die Art der Werte (Spitzen- und Effektivwert) sowie weitere Merkmale in der Anwendung aufgeführt werden. Weiterhin sollte es eine Möglichkeit geben, die Messunsicherheit bei den zulässigen Werten mit zu berücksichtigen.
Im Rahmen von Arbeitskreissitzungen wurden einige EMF-Experten befragt, ob diese angedachte Form der Ermittlung der zulässigen Werte für EMF durch eine Webanwendung befürwortet wird. Eine erste Testanwendung sollte den Befragten einen Einblick für dieses Projektvorhaben geben. Die vielen positiven Rückmeldungen sowie die vier gewonnenen Initiatoren von Unfallversicherungsträgern hatten einen deutlichen Bedarf aufgezeigt.
Für die Webanwendung wurde der Umfang der Eingabe- und Ausgabewerte festgelegt und an dem praktischen Einsatz ausgerichtet. Zudem wurden die relevanten EMF-Regelwerke festgelegt, die in dieser Anwendung für umfangreiche EMF-Expositionsbewertungen erforderlich sind. Nach Festlegung der Rahmenbedingungen erfolgte die Umsetzung der Anforderungen in einer Webanwendung als Prototyp.
Neben weiterführenden Informationen in der Anwendung wurde nach einem festgelegten Verfahren überprüft, ob die Ausgabewerte der Webanwendung mit den zulässigen Werten aus den Regelwerken übereinstimmten. Nach dieser Verifikationsphase wurde die Anwendung freigeschaltet. Die Webanwendung wurde bei den EMF-Seminaren der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) eingesetzt, um dort gemachte weitere praktische Erfahrungen der Anwender berücksichtigen zu können. Mit dem Abschluss des Projektes wurde ein Fachartikel zur Webanwendung erstellt und in der Fachzeitschrift "sicher ist sicher" veröffentlicht, um den Bekanntheitsgrad dieser neuen Webanwendung zu fördern.
Das Projektvorhaben, die oben beschriebene Webanwendung, wurde im vollen Umfang und innerhalb der geplanten Projektlaufzeit umgesetzt. Die Webanwendung EMF-LIT wurde gezielt auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzergruppen ausgerichtet und umgesetzt. Durch ein Überprüfungsverfahren wurden die Ausgabewerte der Webanwendung mit den jeweiligen Werten aus den Regelwerken geprüft, sodass sicher die korrekten zulässigen Werte mit den genauen Bezeichnungen und Quellenangaben ausgegeben werden. Durch das Einfügen einer Sprachauswahl in der Webanwendung und dem Aufnehmen der EU-Richtlinie als auswählbares Regelwerk kann die Webanwendung nun im europäischen Raum an Bedeutung gewinnen und beschränkt sich nicht nur auf einen nationalen Benutzerkreis. Durch die einfache Bedienung und die optionale Eingabe einer Messunsicherheit und eines Messwertes zur direkten Bewertung kann der Anwender gezielt zu korrekten zulässigen Werten als Bewertungsgrundlagen und einer Messwertbewertung geführt werden.
Durch diese Webanwendung werden viele fehlerhafte Ermittlungen der zulässigen Werte vermieden und eine klare Benennung der genauen Bezeichnungen der zulässigen Werte sowie die Art der Werte (Spitzen- und Effektivwert) und weitere Merkmale sichergestellt.
Zudem vereinfacht die Anwendung das Ermitteln eines zulässigen Wertes aus den Regelwerken und bietet einen direkten Vergleich der Werte an. Die Hilfeseite von EMF-LIT bietet viele wichtige Hinweise zur Thematik und bündelt alle aktuellen Regelwerke durch Verlinkung auf die Webseiten des Unfallversicherungsträgers.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):-Verschiedenes-
Schlagworte:Elektromagnetische Felder
Weitere Schlagworte zum Projekt:Elektromagnetische Felder, Hochfrequenz, Niederfrequenz, Zulässige Werte, Grenzwerte, Limits, EMFV, FB451, EU 1999, 26.BImSchV, DGUV V15
Alteköster, C.; Becker, C.; Bömmels, I.; Glückmann, S.; Müller, B.; Soyka, F.; Stieper, R.; Wilkening, T.: EMF-LIT: Eine innovative Unterstützung für die Beurteilung von EMF-Expositionen. Sicher ist Sicher 7/8-2024 https://emflit.ifa.dguv.de/