abgeschlossen 12/2010
Gehörschützer sind nach 89/686/EWG Persönliche Schutzausrüstungen der Kategorie II und müssen eine EG-Baumusterprüfung absolvieren. Diese Prüfung wird von unabhängigen Stellen (sogenannte "Gemeldete Stellen") wie dem Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) durchgeführt. Hierzu werden harmonisierte Normen oder bewährte Prüfverfahren herangezogen. Für Kommunikations-Gehörschutzstöpsel gibt es bislang kein Prüfverfahren. Hersteller haben mittlerweile Prototypen entwickelt und Prüfungen beim IFA beantragt. Verschiedene Vorschläge zur Prüfung derartiger Produkte existierten. Prüferfahrungen lagen jedoch noch nicht vor. Da bei diesem Produkt eingebaute Lautsprecher selbst Schall erzeugen, der bei hoher Lautstärke das Gehör schädigen kann, ist eine geeignete Prüfung für die sichere Benutzung unerlässlich.
Es gibt zwar eine Norm (EN 352-7) zur Prüfung pegelabhängig dämmender Gehörschutzstöpsel. Diese konnte allerdings bisher nicht etabliert werden. Aus akustischer Sicht ist der dort verwendete Prüfaufbau nur ein Kompromiss für die Prüfung pegelabhängig dämmender Gehörschutzstöpsel. Für die Prüfung von Kommunikations-Gehörschutzstöpseln aber könnte der Aufbau EN 352-7 verwendet werden. Aufgrund der einfacheren Prüfverhältnisse anderer Prüfaufbauten (Kuppler) wie das Messsystem KEMAR (mit dem IEC 711-Kuppler) wurde allerdings erwartet, dass diese anderen Systeme sogar noch besser für das zu entwickelnde Prüfverfahren geeignet sind. Im Rahmen des Projekts sollten verschiedene Prüfaufbauten hinsichtlich ihrer Eignung untersucht werden. Die gewonnenen Erkenntnisse waren hilfreich, auch die Probleme mit dem Verfahren nach EN 352-7 zu lösen.
Es wurden verschiedene Prüfaufbauten, d. h. Kunstköpfe mit Ohrsimulatoren, verglichen. Zusätzlich wurden Messungen mit Versuchspersonen durchgeführt, bei denen der Schallpegel, der durch einen Gehörschutzstöpsel mit Kommunikationseinrichtung produziert wird, mithilfe eines kleinen Mikrofons im Ohrkanal gemessen wurde. Der Vergleich mit den Kunstkopf-Messungen zeigte, dass der Ohrsimulator (Kuppler) nach IEC 711 den durchschnittlichen Schallpegel im Ohrkanal für eine Stichprobe von Versuchspersonen gut reproduziert. Es wurde ein neuer Kunstkopf beschafft, der einen IEC 711-Kuppler mit einer ausreichenden Eigenschalldämmung kombiniert, sodass er auch für die Prüfung von Gehörschutzstöpseln mit pegelabhängiger Dämmung nach EN 352-7 eingesetzt werden kann. Die Prüfung von Kommunikations-Gehörschutzstöpseln soll sich eng an die entsprechende Technik bei der Prüfung von Kapselgehörschützern mit Kommunikationseinrichtung nach EN 352-6 anlehnen: Acht Prüfmuster werden auf dem Kunstkopf je zweimal gemessen, sodass sich Werte für 16 Ohren (acht Versuchspersonen) ergeben, für die Mittelwert und Standardabweichung berechnet werden. Zusätzlich zu diesen Messwerten muss aber noch die Streuung im Schallpegel berücksichtigt werden, die sich aus der unterschiedlichen Anatomie der Träger (d. h. Form und Größe des Ohrkanals) ergibt. Dazu wurden für verschiedene Produkte mithilfe von Mikrofonen entsprechende Werte im Ohrkanal gemessen. Diese Streuung ist wie zu erwarten deutlich größer als die am Kunstkopf ermittelte und ersetzt diese für die weitere Auswertung, sodass eine sichere Abschätzung der resultierenden Lärmbelastung zu erwarten ist. Das Prüfverfahren wird auf europäischer Ebene mit den anderen Prüfstellen abgeglichen werden, um ein einheitliches Vorgehen gewährleisten zu können.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Lärm/Vibrationen
Schlagworte:Persönliche Schutzausrüstung, Lärm
Weitere Schlagworte zum Projekt:Gehörschutzstöpsel, Kommunikation, Prüfverfahren, Kommunikations-Gehörschutzstöpsel, Lärm