Raubtiere unter Kontrolle

Innovative Absicherung von Tiergehegen der Sicherheitsstufe III

Tiger im Außengehege des Allwetterzoos Münster
Bild: IFA

"Zoo-Wärterin stirbt bei Tiger-Angriff", "Leopard tötet jungen Tierpfleger": Immer wieder berichten die Medien von fatalen Unfällen mit Wildtieren in Zoos. Dabei fehlt es nicht an Regelungen, wie Wildtiere sicher zu halten sind. Bei besonderen Gefahren - Beispiel Raubkatzen - gelten gleich mehrere Anforderungen, die Schutz vor Angriffen bieten sollen und Mensch und Tier sicher trennen: Sind die Tiere zum Beispiel im Außengehege, so darf die Pflegerin nur die Innengehege betreten.

Jedes Tiergehege besteht aus mehreren Gehegebereichen (z. B. Innengehege, Außengehege). Zunächst muss die Trennung dieser Gehegebereiche sicher gestaltet sein. Das bedeutet zum Beispiel, dass Tierdurchgänge zwischen den Bereichen, so genannte Schieber, so zu schließen sind, dass die Tiere sie nicht öffnen können. Darüber hinaus muss der Zugang zu einem Gehegebereich blockiert sein, solange ein angrenzender Schieber geöffnet ist; ebenso muss das Öffnen eines Schiebers verhindert sein, solange der Gehegezugang für Menschen geöffnet ist.

Gute Maßnahmen, die viel Sicherheit bieten. Und doch bleibt die entscheidende Frage ungelöst: "Ist das Gehege, das ich betreten möchte, frei von Tieren?“ Diese letzte Entscheidung - und damit auch das Risiko - bleibt beim Menschen, also bei dem, der die Tiere pflegt. Er prüft, ob das Gehege leer ist, erst dann darf er den Bereich betreten und mit der Arbeit beginnen. Dabei gilt: Irrtümer bedeuten Lebensgefahr! Und die passieren, denn irren ist menschlich. Wie schnell ist bei großen, unübersichtlichen Naturgehegen ein Tier übersehen! Vor allem dann, wenn Arbeitsdruck oder Gewohnheit im Spiel sind.


Tiger im Innengehege des Allwetterzoos Münster
Bild: IFA

Ziel aktueller Forschung ist es daher, die Überwachung der Gehege - oder besser noch der einzelnen Tiere - und damit die Zutrittserlaubnis zu automatisieren. Allerdings sind viele der im Arbeitsschutz eingesetzten gängigen Technologien wie Global Positioning System (GPS), Kamera. Peilsender, Lichtgitter, Laserscanner, Trittmatte, Ultraschall oder Thermographie für diesen Einsatzzweck nur eingeschränkt oder auch gar nicht nutzbar: zum Beispiel, weil sie nicht umweltbeständig sind, zu geringe Leseweiten haben oder schlicht eine Verletzungsgefahr für die Tiere bedeuten.

Deshalb entwickelt auf Initiative der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) nun ein Projektteam aus Herstellern, Technischen Hochschulen, Zoos, VBG und IFA ein neues System, mit dem sich Wildtiere in Außen- und Innengehegen zuverlässig und ohne Risiken für Tier und Mensch erkennen lassen. Als vielversprechend haben sich zwei Technologien herauskristallisiert: Zum einen ein kamerabasiertes System, das über eine Bildauswertung die Tiere erkennt und anhand ihrer Fellzeichnung sogar unterscheidet. Die zuverlässige Detektion wird allerdings durch einige dynamische Variablen erschwert: z. B. durch die Änderung der Fellzeichnung und des Pflanzenwuchses mit den Jahreszeiten oder die wechselnden Lichtverhältnisse im Tagesverlauf.

Erfolgsverheißender ist hier der zweite Ansatz. Die Tiere werden mit speziell für diese Anwendung neu entwickelten RFID-Transpondern versehen und beim Wechsel von einem Gehegebereich in einen anderen durch Lesegeräte erfasst. Somit ist der Aufenthaltsort jedes einzelnen Tiers zu jedem Zeitpunkt bekannt und der Zutritt zu einem Gehegebereich kann verhindert werden, wenn sich dort ein Tier aufhält.

Diese Transpondertechnologie hat in Laboruntersuchungen ermutigende Ergebnisse gezeigt - als nächster Schritt steht die Erprobung im realen Umfeld an.


Projektverantwortung im IFA

Dipl.-Ing. Georg Nischalke-Fehn

Unfallprävention: Digitalisierung - Technologien

Tel: +49 30 13001-3537
Fax: +49 30 13001-38001