Unfallversicherung: Mit Virtual Reality Unfälle verhindern

Maschinenbediener an einer Maschine

Maschinenbediener beim Einrichtbetrieb an einer Fräsmaschine, Quelle: IAG

Computersimulationen sollen zukünftig helfen, den Ursachen für Unfälle an Maschinen auf die Spur zu kommen: An virtuellen Arbeitsplätzen wollen Forscher herausfinden, warum Menschen Maschinen falsch bedienen oder willentlich manipulieren. Dafür müssen zunächst die Techniken und Methoden der so genannten Virtual Reality (VR) auf die Probleme der Arbeitssicherheit übertragen werden; ob und wie das möglich ist, untersuchen zurzeit Forscher des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (BGIA) und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in einem interdisziplinären Projekt. Ziel ist es, ein Labor zu entwickeln, in dem sich die Gebrauchstauglichkeit technischer Schutzmaßnahmen in der virtuellen Anwendung hinterfragen und optimieren lässt.

Jährlich ereignen sich in der gewerblichen Wirtschaft knapp 51.000 Unfälle an ortsfesten Maschinen und Anlagen. Unfalluntersuchungen belegen, dass circa ein Drittel dieser Unfälle technische Ursachen haben. Das Gros der Unfälle ist auf Mängel in der Gebrauchstauglichkeit zurückzuführen: Missverständlich gestaltete Mensch-Maschine-Schnittstellen führen zu Fehlbedienungen; Schutzeinrichtungen, die den Arbeitsfluss behindern, reizen zur Manipulation. „Wenn wir Maschinenunfälle verhindern wollen, müssen wir die Usability von Maschinen erhöhen. Das heißt, wir müssen dafür sorgen, dass die Maschine so anwenderfreundlich und intuitiv wie möglich zu bedienen ist“, sagt Dr. Michael Huelke, Projektverantwortlicher im BGIA. Um das zu erreichen, müsse man den Menschen mit der Maschine interagieren lassen. Denn nur so lasse sich feststellen, wo die Probleme liegen und welche Maßnahmen Abhilfe schaffen. „Natürlich können wir den Benutzer nicht einfach einer echten gefährlichen Situation aussetzen“, so Huelke. Die Lösung sind virtuelle Arbeitsumgebungen, in denen der Mensch sich wie in der Realität bewegt, aber gefahrlos arbeitet.

Virtuelle Umgebungen lassen sich für viele Bereiche nutzen, zum Beispiel in der Pilotenausbildung oder in der Architektur. Für den Einsatz im Arbeitsschutz muss man die bestehenden Methoden an die besonderen technischen und arbeitspsychologischen Anforderungen dieses Gebietes anpassen. Damit das gelingt, kooperieren die BGIA-Experten mit einem Forscherteam der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, das bereits ein virtuelles Visualisierungssystem nutzt. Bis 2010 soll so im BGIA ein eigenes Usability-Labor entstehen. Huelke: „Wenn wir die Ursachen für Maschinenunfälle kennen, können wir zielgerichtet Präventionsstrategien entwickeln und wir können Hersteller dabei unterstützen, die Gebrauchstauglichkeit ihrer Produkte zu verbessern.“

Hintergrund

Das BGIA ist eines von drei zentralen Forschungsinstituten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Es unterstützt Berufsgenossenschaften und Unfallkassen in wissenschaftlich-technischen Fragen der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz. Dazu zählen auch die Unfallverhütung und die Produktsicherheit. Neben den technischen Anforderungen gewinnt auf diesem Gebiet das optimale Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine zunehmend an Bedeutung.

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) ist der Spitzenverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand. Ihre Mitglieder versichern über 70 Millionen Menschen gegen die Folgen von Arbeits-, Wege- und Schulunfällen sowie Berufskrankheiten.

Weitere Informationen

Forschungsprojekt: Aufbau (PDF, 876 kB, nicht barrierefrei) von interaktiven virtuellen Umgebungen zur Evaluierung von Usability-Fragestellungen im Arbeitsschutz

Fachliche Ansprechpartner:

BGIA – Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
Fachbereich 5
Unfallverhütung - Produktsicherheit
Dr. Michael Huelke
Alte Heerstraße 111
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241 231-2644
Fax: 02241 231-2234

Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Prof. Dr.-Ing. Rainer Herpers
Fachbereich Informatik
Grantham-Allee 20
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241 865-217