Das IFA war neben vielen anderen wissenschaftlichen Institutionen an einer von der DGUV initiierten epidemiologischen Studie beteiligt, in der die Zusammenhänge zwischen beruflichen (Wirbelsäulen-)Belastungen und dem Entstehen bandscheibenbedingter Erkrankungen der Lendenwirbelsäule untersucht wurden. Die Studie sollte eine realitätsnahe Beurteilung von beruflichen Wirbelsäulenbelastungen im Rahmen von Berufskrankheiten-Feststellungsverfahren (BK 2108) ermöglichen.
Die Studie endete im März 2007 mit der Abgabe einer ersten Fassung des Abschlussberichts an den Forschungsgeber. Im gleichen Monat wurden die Ergebnisse auf der 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin (DGAUM) in Mainz erstmals einem interessierten Fachpublikum präsentiert. Eine umfassende Publikation der Studienergebnisse ist im Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie erschienen:
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie
Die Deutsche Wirbelsäulenstudie, Teil 1 (PDF, 1,1 MB, nicht barrierefrei) : Heft 9, Band 57, 2007
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie
Die Deutsche Wirbelsäulenstudie, Teil 2 (PDF, 796 kB, nicht barrierefrei) : Heft 10, Band 57, 2007
Die veröffentlichten Ergebnisse der Deutschen Wirbelsäulenstudie (DWS) lassen den Schluss zu, dass kumulative Dosismodelle die Risiken für bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule (LWS) besser abbilden als das Mainz-Dortmunder-Dosismodell (MDD). Die kumulativen Dosismodelle lassen sich durch abgesenkte Richtwerte (Schwellen) bezüglich der Tagesdosis und (gleichzeitig) der Druckkraft und (gleichzeitig) der Rumpfvorneigung sowie durch die Einbeziehung von Lastenhandhabungsarten wie Ziehen oder Schieben kennzeichnen. Eine differenziertere Auswertung der DWS-Ergebnisse sollte nun die angegebenen Parameter (Tagesdosis, Druckkraft, Rumpfneigung, Handhabungsart) getrennt voneinander variieren, um eine wissenschaftsbasierte Diskussion der Legaldefinition der Berufskrankheit Nr. 2108 nach Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) sowie die Ableitung geeigneter Richtwerte zu ermöglichen ("DWS-Richtwerte-Studie" oder "DWS II").
Darüber hinaus war es Ziel dieser Re-Analyse, das in der DWS eingesetzte, umfangreiche Erhebungsinstrument der Technischen Aufsichtsdienste (TAD) sinnvoll zu reduzieren und analog zum MDD an die Belange eines in der Praxis anwendbaren Verfahrens anzupassen. Zu den Aufgaben des IFA zählten dabei die Hinterlegung von Druckkraftwerten und Bestimmungsgleichungen zur Abschätzung der Druckkräfte für die im TAD-Erhebungsbogen enthaltenen Belastungen. Anschließend sollte die Anzahl dieser Gleichungen durch sinnvolle Zusammenlegung reduziert werden, wobei ständig zu prüfen war, inwieweit die anhand dieser "Bestimmungsformeln" berechneten Tagesdosiswerte mit den entsprechenden Werten der biomechanischen Simulation übereinstimmen.
Als Ergebnis liegt ein Verfahren vor, das für die Abschätzung der Bandscheiben-Druckkraft Folgendes umfasst:
Eine schrittweise Reduzierung der Anzahl von Berechnungsformeln mit jeweils anschließender Validitätsprüfung führte letztendlich zu einem Satz von elf Berechnungsformeln, der eine angemessene Balance zwischen Genauigkeit und einfacher Anwendbarkeit darstellt. Das hier entwickelte Instrument kann als wesentliche Grundlage für ein praxistaugliches Verfahren der Expositionsermittlung in zukünftigen Feststellungsverfahren zur BK 2108 angesehen werden.
Die Studienergebnisse der erweiterten Analyse der DWS II sind im Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie veröffentlicht worden:
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie
Die Deutsche Wirbelsäulenstudie - Erweiterte Auswertung: Band 64, 2014
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie 57 (2007) Hefte 9 und 10:
Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie 64 (2014) Nr. 3 und Nr. 4:
Informationen zum Projekt
FF-FB0155A
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund
Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution (BGHW), Mannheim
Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt, Dezernat Landesgewerbearzt, Wiesbaden
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin
Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden
Institut für Epidemiologie und Risikobewertung in der Arbeitswelt (IERA) der Evonik Industries AG, Essen
Direktor
Tel: +49 30 13001-3000/3001