1,2-Dichlorethan

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1,2-Dichlorethan (Ethylendichlorid) ist eine farblose, brennbare Flüssigkeit mit einem Geruch nach Chloroform.

Entsprechend einer Veröffentlichung der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz von 2018 wird das früher als Begasungsmittel eingesetzte1,2-Dichlorethan heute mehr und mehr durch andere Substanzen ersetzt.

Für 1,2-Dichlorethan ist neben der Inhalation auch eine Aufnahme über die Haut zu berücksichtigen. Es wirkt in hohen Konzentrationen reizend auf Augen sowie Atemwege und kann Lungenschädigungen hervorrufen. Eine akute Exposition wirkt sich in der Regel auf das Zentralnervensystem aus und kann z. B. Kopfschmerz, Schwindel, Benommenheit, Schläfrigkeit, Narkose bis zum Koma hervorrufen. Sehr früh können Störungen im Herz-Kreislauf-System auftreten. Hinweise auf Leber- und Nierenfunktionsstörungen (z. B. Hyperbilirubinämie, Albuminurie) sowie Leukozytose fanden sich selbst bei leichteren Fällen innerhalb eines Tages.

Erste Hilfe nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Verletzte unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich an die frische Luft bringen.
  • Verletzte ruhig lagern, vor Unterkühlung schützen.
  • Bei Atemnot Sauerstoff inhalieren lassen.
  • Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung stabile Seitenlage.
  • Bei Atemstillstand Mund-zu-Nase-Beatmung, falls nicht durchführbar Mund-zu-Mund-Beatmung. Atemwege freihalten.
  • Bei Kreislaufstillstand (keine Reaktion und keine normale Atmung) sofort Thoraxkompressionen und Beatmungen durchführen. Falls vorhanden, Automatisierten Externen Defibrillator (AED) einsetzen. Die Sicherung der Vitalfunktionen (Atmung und Kreislauf) hat Vorrang vor allen anderen Maßnahmen.
  • Stets schnellstmöglich für ärztliche Behandlung sorgen.

Hinweise für das ärztliche Personal zur Symptomatik der akuten Vergiftung nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Augen:
    nach Einwirkung konzentrierter Dämpfe Brennen, Lakrimation, Rötung, verschwommenes Sehen
  • Inhalation:
    vordergründig zunächst Resorptivwirkung; verzögert Entzündungen der Atemwege und schwere Lungenschädigung (Kongestion, Ödem und/oder Pneumonie)
  • Resorption:
    Zunächst vordergründig unspezifische Sofortwirkung am Zentralnervensystem (ZNS): Übelkeit, Benommenheit, Kopfschmerz, ausgeprägter Reiz- und Erregungszustand; bei hohen Konzentrationen schnell Übergang zu tiefer Narkose (Gefahr zentraler Atemlähmung); sehr früh auch Herz-Kreislauf-Störungen: Tachykardie/Bradykardie, evtl. akut bedrohliche Arrhythmien bzw. kardiovaskulärer Schock. Meist nach Latenz gastroenteritische Phase: häufiges Erbrechen, blutige Durchfälle, abdominale Koliken; bei schweren Intoxikationen auch Verbrauchskoagulopathien; bald auch Funktionsstörungen bis zu schweren Schädigungen von Leber und Nieren, selten hirnorganische Schäden.

Hinweise für die erste ärztliche Hilfe nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Betroffene Augen spülen; Vorstellung beim Augenarzt ist empfehlenswert.
  • Nach Inhalation sind Herz-Kreislauf-, Atem- und ZNS-Funktionen intensiv zu überwachen. Sauerstoff zuführen. Über Intubation und Beatmung ist anhand des klinischen Bildes zu entscheiden.
  • Bei Hypotension in der Initialphase Vorsicht bzgl. der Gabe von Katecholaminen (Myokard-Senibilisierung möglich!). Besser sind Kopftieflagerung und Zufuhr von Elektrolytlösung und Plasmaexpandern.
  • Bei tachykarden Herzrhythmusstörungen/Kammerflimmern wird unter EKG-Kontrolle Gabe von Lidocain (initial 100 mg) oder von Beta-Blockern empfohlen.
  • Nach massiver Inhalation baldmöglichst auch alle Maßnahmen der Lungenödemprophylaxe.
  • Weitere Therapie symptomatisch.
  • Nach massivem Hautkontakt, nach Inhalation oder Ingestion stets stationäre Weiterbehandlung. Neben Herz-, Lungen- und ZNS-Funktion bedürfen Leber-, Nieren- und Blutparameter sowie Säure-Basen-Haushalt intensiver Überwachung, ggf. Korrektur. In schweren Fällen evtl. Hämodialyse/Austauschtransfusion (wenn Kreislaufsituation und Gerinnungsstatus dies zulassen).

Weitere Informationen

Ansprechpartner

Dr. Hans-Peter Fröhlich
Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik

Tel: 0621 183-5933