Schwefelwasserstoff

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Schwefelwasserstoff ist ein farbloses Gas mit einem typischen Geruch nach faulen Eiern.

Schwefelwasserstoff kann in Frachtcontainern infolge der Zersetzung tierischer Produkte in gefährlichen Konzentrationen gebildet werden.

Der Hauptaufnahmeweg für Schwefelwasserstoff verläuft über den Atemtrakt. Im niedrigen Konzentrationsbereich übt sein unangenehmer Geruch eine gute Warnwirkung aus. Hier treten auch bereits Reizungen der Augen in Erscheinung. Allerdings kommt es bei anhaltender Exposition vorübergehend zur Adaptation. Bei höheren Konzentrationen verstärkt sich die irritative Wirkung, und es kommt zu schweren Störungen in Zentralnerven- und Herz-Kreislauf-System. Da gleichzeitig die Geruchswarnwirkung ausfällt, besteht erhebliche Intoxikationsgefahr.

Erste Hilfe nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich an die frische Luft bringen.
  • Ersthelfende müssen Atemschutz tragen.
  • Verletzte ruhig lagern, vor Unterkühlung schützen.
  • Reichlich Frischluft, besser Sauerstoff einatmen lassen.
  • Bei Atemnot Lagerung in halbsitzender Stellung.
  • Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung stabile Seitenlage.
  • Atemwege freihalten. Bei Atemstillstand Gerätebeatmung.
  • Bei Kreislaufstillstand (keine Reaktion und keine normale Atmung) sofort Thoraxkompressionen und Beatmungen durchführen. Falls vorhanden, Automatisierten Externen Defibrillator (AED) einsetzen. Die Sicherung der Vitalfunktionen (Atmung und Kreislauf) hat Vorrang vor allen anderen Maßnahmen.
  • In jedem Fall schnell ärztliche Hilfe zum Unfallort rufen.

Hinweise für das ärztliche Personal zur Symptomatik der akuten Vergiftung nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Schwefelwasserstoff in hoher Konzentration (ab ca. 1000 ppm) führt innerhalb von Sekunden bis Minuten zu Kollaps, Bewusstlosigkeit, Atemlähmung und Herzversagen. Bei geringeren Konzentrationen kann eine differenziertere Symptomatik beobachtet werden.
  • Ca. 5 % der Todesfälle ereignen sich noch auf dem Transport ins Krankenhaus.
  • Inhalation:
    Reizung in Nase/Rachen, Ausfall des Geruchssinns, Husten, nach Latenz Lungenödem (Zyanose), Bronchopneumonie, Tracheobronchitis;
    bei hohen Konzentrationen schneller Eintritt systemischer Wirkung.
  • Resorption:
    Kopfschmerz, Schwindel, gastrointestinale Symptome;
    erhöhte Herz-/Atemfrequenz, Arrhythmien, Muskelkrämpfe, oft plötzlich Bewusstlosigkeit (knock down);
    bei hoher Exposition apoplektiformer Verlauf (reflektorisch oder zentral bedingter Atemstillstand);
    bei Überleben meist zunächst rasche Erholung, jedoch bald pulmonale, kardiale und zentralnervöse Komplikationen, evtl. lang persistierend.

Hinweise für die erste ärztliche Hilfe nach GESTIS-Stoffdatenbank

  • Die Behandlung der inhalativen Intoxikation steht bei der Ersthilfe ganz im Vordergrund.
  • Bei sehr schweren Intoxikationen sind sofort Maßnahmen der kardiopulmonalen-zerebralen Reanimation erforderlich.
  • Sauerstoffzufuhr ist in jedem Fall, auch wenn nur ein Vergiftungsverdacht besteht, die wichtigste Maßnahme.
  • Rechtzeitige Intubation und Beatmung zunächst mit hoher inspiratorischer Sauerstoffkonzentration.
  • Sobald als möglich Applikation von Glucocorticoiden (i.v./inhalativ) und alle weiteren Maßnahmen der Lungenödemprophylaxe sowie Pneumonieprophylaxe.
  • Wegen der zu erwartenden systemischen Effekte ist sofortige intensive Überwachung der Lungen-, Herz-Kreislauf- und ZNS-Funktionen bei jedem Intoxikationsverdacht erforderlich.
  • Bei Hypotonie Antischocklagerung, Infusionstherapie mit Vollelektrolyt- und/oder Glucoselösung, möglichst unter Kontrolle des Zentralvenendrucks. Bei anhaltender Hypotonie werden Gabe von Dopamin und Noradrenalin empfohlen.
  • Krämpfe sollten mit Diazepam (10 bis 20 mg i.v.) kupiert werden.
  • Bei komatösen Patienten kann evtl. ein Therapieversuch mit 4-DMAP unternommen werden, falls dieses innerhalb von 30 min zur Verfügung steht.

Ansprechpartner

Dr. Hans-Peter Fröhlich
Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik

Tel: 0621 183-5933